zum Hauptinhalt

Brandenburg: Halb nackt gegen Homophobie In Sotschi wird gefeiert, in Berlin demonstriert

Berlin - Angesichts nackter Busen als Zeichen des Protests hat in Berlin in den vergangenen Monaten ja schon ein gewisser Gewöhnungseffekt eingesetzt. Auch für Sotschi blankzuziehen war für die Aktivistinnen der Frauenrechtsgruppe Femen wohl trotzdem Ehrensache.

Von Ronja Ringelstein

Stand:

Berlin - Angesichts nackter Busen als Zeichen des Protests hat in Berlin in den vergangenen Monaten ja schon ein gewisser Gewöhnungseffekt eingesetzt. Auch für Sotschi blankzuziehen war für die Aktivistinnen der Frauenrechtsgruppe Femen wohl trotzdem Ehrensache. Und so fanden sie sich am Freitag früh – Stunden vor der offiziellen Eröffnungsfeier und damit überpünktlich – vor der Russischen Botschaft Unter den Linden ein, um gegen Menschenrechtsverletzungen in Putins Reich zu demonstrieren. Halb nackt ließen sich die Aktivistinnen von Objektschützern der Berliner Polizei über den Bürgersteig jagen. Ein paar Parolen und eine Rangelei mit den Beamten später war die Mission der Femen-Frauen erfüllt. Zufrieden ließen sie sich abführen.

Es sollte vorerst die einzige öffentliche Gefühlsaufwallung bleiben. Noch nämlich ist nur wenig Olympiastimmung zu spüren unter den Russen und russischstämmigen Deutschen in der Stadt, zusammen rund 50 000 Menschen. Doch wer weiß, vielleicht entlädt sich die ja auch im heimischen Wohnzimmer. „Es gab für Freitagabend weniger Reservierungen als üblich – wahrscheinlich weil die Leute lieber zu Hause Olympia sehen wollten“, sagt David Lang, der 1982 in Russland, nahe Sotschi, geboren wurde und heute Geschäftsführer des Restaurants Matreshka in Friedrichshain ist.

Auch in seinem Stammgeschäft für russische Spezialitäten, „Stolitschniy“ in der Landsberger Allee, herrsche kein Olympiafieber, sagt Lang: „Das wird einfach ignoriert. Vielleicht überschattet die Politik den Sportsgeist.“

Und tatsächlich waren die Femen-Aktivistinnen am Freitag nicht die Einzigen, die eine politische Botschaft verbreiten wollten. Um 17.14 Uhr – zeitgleich zur Eröffnung der Feierlichkeiten in Russland – veranstalteten die Hirschfeld-Eddy-Stiftung und der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) eine Schweigeminute vor der russischen Botschaft. Die rund 200 Demonstranten in Berlin versammelten sich zunächst vor dem Brandenburger Tor. Politiker der im Bundestag vertretenen Parteien sowie der Piratenpartei waren dabei, als es zur Schweigeminute vor die Botschaft ging.

Den Fokus auf den Sport legte man hingegen im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in der Friedrichstraße. Fernseher wurden ins Foyer, in die Bar und sogar vor den Haupteingang gerollt, damit Passanten die Eröffnung der Winterspiele nicht verpassen. Zur Entzündung des Olympischen Feuers gab’s echt russische Blinys, eine Art Eierkuchen – aber keinen Wodka. Ronja Spiesser

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })