Brandenburg: Hart arbeiten, dann feiern
Agrarminister Vogelsänger lädt zum Erntefest – und nimmt die Ausladung der Grünen wieder zurück
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Potsdam - Festumzug, schönste Erntekrone und Wahl der neuen Erntekönigin: Beim diesjährigen Dorf- und Erntefest geht es am Samstag in Beerfelde (Oder-Spree) ganz traditionell zu. „Wir wollen aber auch zeigen, wie wichtig Landwirtschaft zur Erhaltung des ländlichen Raumes ist“, sagte Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) am Montag in Potsdam. „Wer hart arbeitet, darf auch feiern.“
Eine Peinlichkeit ersparte sich Vogelsänger schon im Vorfeld, um das aus Steuermitteln finanzierte Fest nicht mit politischen Auseinandersetzungen zu belasten. Nachdem er der Landtagsfraktion der Grünen Anfang August zunächst untersagt hatte, sich mit einem Stand zu präsentieren, hat Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) eingegriffen. Ihre Linie ist es, den Dialog des Landtags mit den Bürgern stärker zu fördern. Vogelsänger ruderte nach seiner schriftlichen Absage zurück. Er hatte seine Absage mit dem Neutralitätsgebot in der „heißen Wahlkampfphase“ von Landtags- und Bundestagswahlen begründet – obwohl in Brandenburg auf Landesebene gar keine Wahl ansteht. Die Grünen vermuteten, Vogelsänger wolle den Dialog über Massentierhaltung vom Fest fernhalten.
Für die Landwirte sei es angesichts zum Teil schlechter Erträge und gesunkener Preise für Getreide kein glückliches Jahr, sagte der Vizepräsident des Landesbauernverbandes, Heiko Terno. Ein durchschnittlicher Betrieb mit 120 Hektar Getreide – davon 30 Hektar Raps – müsse im Vergleich zum Vorjahr einen Verlust von 30 000 Euro verkraften. Für die märkische Landwirtschaft seien geringere Einnahmen von 111 Millionen Euro ausgerechnet worden.
Für das knapp 600 Einwohner zählende Beerfelde (Oder-Spree) bietet das Fest die Chance, sich Berlinern und Brandenburgern zu präsentieren. Etwa 15 000 Besucher werden erwartet. An den Vorbereitungen wirkten rund 30 Bewohner von Beerfelde und der zuständigen Gemeinde Steinhöfel ehrenamtlich mit, sagte Ortsvorsteher Horst Wittig. Organisiert wurde ein Markt mit rund 170 Ständen für regionale Spezialitäten. Dazu gibt es praktische Vorführungen alter Techniken. Alte und moderne Erntemaschinen können im Einsatz erlebt werden.
Zu sehen ist auch die älteste Obstbaumallee des Landes. Bereits vor 200 Jahren wurden dort die Sorten Rotgestreifte Gelbe Schafsnase, Lothringer Rambur oder Pfundapfel gesetzt. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wird den ersten Baum der alten Sorte Gravensteiner für eine weitere Allee pflanzen. dpa, axf
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