Von Sebastian Leber: Hasselhoff stößt auf Mauer der Ablehnung
Zur Feier der Grenzöffnung will er singen – wie 1989. Die Veranstalter sind irritiert
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Berlin - Für seine Fans war es ein Auftritt für die Ewigkeit und ein starkes politisches Zeichen: Als David Hasselhoff im Dezember 1989 vor dem Brandenburger Tor in Berlin seinen Hit „Looking for Freedom“ sang, jubelten ihm beidseits der Mauer zehntausende Ost- und West-Deutsche zu. Noch heute denkt der US-Schauspieler gerne an diesen Abend zurück – und findet es „ein bisschen traurig“, dass sein Auftritt bisher nicht ausreichend gewürdigt wird. Denn als Hasselhoff Jahre später das Berliner Mauermuseum besuchte, musste er feststellen: In dem Haus am Checkpoint Charlie hängt gar kein Bild von ihm.
Vielleicht wird sich das bald ändern. Zum 20. Jubiläum des Mauerfalls will US-Schauspieler David Hasselhoff nach Berlin zurückkehren und wieder singen. In einem Interview mit dem „People“-Magazin verriet der 57-Jährige kürzlich, dass er seine deutschen Fans mit neuer Musik überraschen möchte. Nur eines hat er dabei offensichtlich vergessen: Mit den Veranstaltern der offiziellen Feierlichkeiten hat Hasselhoff seinen Auftritt nicht abgesprochen. Und die sind von der Idee nicht begeistert.
Die Berliner Senatskanzlei, die am 9. November vor dem Brandenburger Tor ein „Fest der Freiheit“ ausrichten will, kann sich Hasselhoff als Teil ihres Showprogramms „keinesfalls vorstellen“. Geplant ist bisher ein Auftritt der Staatskapelle Berlin unter Leitung von Daniel Barenboim, in zwei Wochen sollen weitere Künstler bekannt gegeben werden. „Der Name Hasselhoff ist nicht darunter“, versichert eine Sprecherin der Kulturprojekte Berlin GmbH, die das Fest organisiert. Grundsätzlich sei es „zwar begrüßenswert, wenn sich Menschen mit dem Ereignis des Mauerfalls in Verbindung bringen“, auf die „künstlerische Ausgestaltung der Feierlichkeiten“ dürfe dies aber keinen Einfluss haben. Auch bei der zweiten großen Zeremonie wird wohl kein Platz für den Schauspieler sein: Am Nachmittag des 9. November soll es an der Bösebrücke zwischen Osloer und Bornholmer Straße eine symbolische Grenzüberquerung geben. Die Details sind noch nicht offiziell, nur eine Darbietung von Hasselhoff sei auszuschließen, heißt es.
In seiner Heimat ist der 57-Jährige derzeit als Juror einer Castingshow zu sehen – und bekannt dafür, dass er in Deutschland eine weit größere Fangemeinde hat als in den USA. Tatsächlich waren seine TV-Serien „Knight Rider“ und „Baywatch“ vor allem in Deutschland populär, „Looking for Freedom“ blieb in den USA weitestgehend unbekannt. Zum Dank an seine deutschen Fans sang Hasselhoff in den 90ern mehrere Songs auf Deutsch, unter anderem die Liebesschnulze „Wir Zwei Allein Heut’ Nacht“. Sein Berlin-Auftritt 1989 war Teil der offiziellen Silvesterparty: Hasselhoff trug eine Lederjacke mit blinkenden Leuchtdioden, auf einem Kran ließ er sich in die Luft heben, um von beiden Seiten der Mauer gesehen zu werden. Seine Ankündigung, nun zum Jubiläum nach Berlin zurückzukehren, hat in den USA eine Welle des Spotts ausgelöst. Kritiker werfen ihm vor, seine eigene Rolle bei der Wiedervereinigung „zu überschätzen“. Ein bekannter Blogger fürchtet gar, nur der Bau einer neuen Mauer könne die Berliner kurzfristig vor Hasselhoff schützen.
Eine Möglichkeit gäbe es noch für Hasselhoff, am 9. November bei einem größeren Festakt aufzutreten: Auch das Mauermuseum am Checkpoint Charlie plant eine eigene Veranstaltung. Chefin Alexandra Hildebrandt kann sich eine Gesangseinlage allerdings „eher nicht vorstellen“. Immerhin zeigt sie sich gesprächsbereit, was ein Hasselhoff-Exponat in ihrem Museum angeht: „Sollte er uns ein Bild seines Auftritts bringen, würden wir es uns angucken.“
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