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Brandenburg: Hassparolen gegen Schwaben Geschmackloser Tiefpunkt im Berliner „Spätzlekrieg“

Berlin - Eine Wandschmiererei gegen zugezogene Schwaben hat in Berlin Empörung ausgelöst. Unbekannte hatten in der Nacht zum Samstag auf eine Hauswand im Prenzlauer Berg geschrieben: „Kauft nicht bei Schwab'n“ – ein Boykottaufruf, der an den Anfang der Judenpogrome der Nationalsozialisten erinnert.

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Berlin - Eine Wandschmiererei gegen zugezogene Schwaben hat in Berlin Empörung ausgelöst. Unbekannte hatten in der Nacht zum Samstag auf eine Hauswand im Prenzlauer Berg geschrieben: „Kauft nicht bei Schwab'n“ – ein Boykottaufruf, der an den Anfang der Judenpogrome der Nationalsozialisten erinnert. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag.

Mit Parolen wie „Kauft nicht bei Juden“ hatten die Nationalsozialisten nach dem Machtantritt Adolf Hitlers am 1. April 1933 den Boykott jüdischer Geschäfte ausgerufen. Die Nazis sprachen den Juden ab, zur „Volksgemeinschaft“ zu gehören.

Berliner Spitzenpolitiker reagierten empört: „Die Schmiererei ist eine unsägliche Aktion, für die es keine Begründung gibt“, erklärte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Innensenator Frank Henkel (CDU) betonte, besonders geschmacklos sei die Tatsache, dass sich diese Aktion in der Rykestraße zugetragen habe, in der sich auch eine Synagoge befindet. „Schmierereien dieser Art sind alles andere als ein Kavaliersdelikt. Die Polizei wird alles dransetzen, die Täter zur Verantwortung zu ziehen“, teilte Henkel mit.

Pöbeleien gegen schwäbische Zugezogene haben in den vergangenen Monaten in Berlin zugenommen – vor allem in Prenzlauer Berg rund um den auch bei Touristen beliebten Kollwitzplatz. Der anonyme Unmut regt sich gegen die Schwaben, weil sie angeblich die Besonderheiten des Stadtviertels veränderten und die Wohnungsmieten in die Höhe trieben.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), der am Kollwitzplatz wohnt, hatte in einem Interview Anfang des Jahres über die Schwaben gelästert und damit die Debatte angeheizt. Esteban Engel

Esteban Engel

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