zum Hauptinhalt

Brandenburg: Hells Angels jagen Kontrahenten

Sechs Männer zerstören in Berlin mit Schlagstöcken BMW eines 32-Jährigen

Stand:

Berlin - Tagsüber sprechen die Rocker von „Frieden“, nachts prügeln und schlagen sie unvermindert brutal weiter. Drei Wochen nach dem mit großem Pomp verkündeten „Waffenstillstand“ zwischen Hells Angels und Bandidos bedurfte es in der Nacht zum Donnerstag einer Hundertschaft Berliner Polizisten, um eine Gruppe Hells Angels zu stoppen, die Jagd auf einen Kontrahenten gemacht hatten. Dieser war gegen 23 Uhr mit seinem BMW auf dem Kurt-Schumacher-Damm in Berlin unterwegs, als er von zwei Fahrzeugen ausgebremst und gestoppt wurde. Mit Teleskopschlagstöcken und Knüppeln schlugen die Insassen der beiden Verfolger-Pkw auf den BMW ein, ein Angreifer versuchte, mit dem Messer die Reifen zu zerstechen. Zweimal gelang es dem 32-Jährigen, wieder anzufahren, zweimal wurde er wieder nach wilder Fahrt durch Reinickendorf ausgebremst und attackiert, der BMW wurde stark beschädigt. Nachdem der 32-Jährige den Notruf gewählt hatte, flüchteten die Angreifer – ein Teil verschanzte sich im Hauptquartier der Reinickendorfer Hells-Angels-Abteilung.

Ein 27-Jähriger aus einem der Autos konnte noch auf der Straße festgenommen werden. Danach stürmten Bereitschaftspolizisten das Clubhaus und überprüften die zehn Anwesenden. Einer von ihnen legte ein Messer beiseite und schlug auf einen Beamten ein. Auch er wurde festgenommen. Weitere Beteiligte an der vorangegangenen Attacke konnten nicht identifiziert werden, weil das Opfer schwieg – typisch für Rocker. Im Clubhaus wurden Macheten, Messer, Eisenstangen und eine Gartenhacke sichergestellt. Das Rocker-Kommissariat im Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. Unklar blieb gestern das Motiv der Attacke. Alle Beteiligten sind türkischstämmig.

Hintergrund dürfte der jahrzehntelange „Krieg“ zwischen Hells Angels und Bandidos sein. Nicht nur in Deutschland wird um die Vorherrschaft in Drogenhandel und Prostitution gestritten. In Berlin und Brandenburg ist die Lage seit Anfang des Jahres besonders kompliziert. Wie berichtet, sind im Februar mehrere Dutzend Bandidos des Berliner Chapters „El Centro“ bei einer Feier in Potsdam zu den Feinden übergelaufen und nennen sich dort „Hells Angels Nomads Türkiye“. Der Wechsel war von Beobachtern und Polizei als bundesweit einmaliger Vorgang eingestuft worden. Denn die bislang klaren Fronten zwischen beiden Gruppen sind zerstört.

Polizisten in Berlin und Brandenburg hatten keine Minute an die Versprechungen eines „Friedens“ geglaubt. Nur auf der Hells-Angels-Internetseite wird unverdrossen verkündet, dass „der Konflikt zwischen beiden Clubs mit sofortiger Wirkung offiziell beendet ist“ und „ein Weg zu einer künftigen Koexistenz gefunden wurde“.

Vor wenigen Tagen haben die dänischen Bandidos ihren „Frieden“ aufgekündigt – weil die Hells Angels Überläufer aufgenommen haben. Ha

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })