zum Hauptinhalt
Eine durch eine Explosion zerstörte Scheibe eines Aufzugs an der S-Bahnstation in Hennigsdorf. Anders als bislang vermutet sind am S-Bahnhof Hennigsdorf mehrere Sprengsätze explodiert. Weitere Untersuchungen der Polizei bestaetigten, dass am Wochenende (28./29.01.12) auch an einem Treppenaufgang eine selbst gebastelte Rohrbombe aus Pyrotechnik detoniert ist. Am Dienstag soll es erneut zu Explosionen gekommen sein.

© Theo Heimann/dapd

Nach Rohrbombenexplosionen auf Bahnhof: Hennigsdorfer Bombenbastler gefasst

UPDATE. Die Serie von mysteriösen Sprengstoffexplosionen bei Berlin ist aufgeklärt. Es sei ein 24-jähriger Mann aus dem brandenburgischen Hennigsdorf festgenommen worden und habe die Taten gestanden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Neuruppin mit.

Stand:

Neuruppin/Hennigsdorf - Manuel T. wollte es einfach mal richtig „knallen hören“ und experimentiert gern mit Sprengstoff, wie er nach seiner Festnahme sagte. Doch mit seinen selbst gebastelten Rohrbomben versetzte er Hennigsdorf am nordwestlichen Stadtrand von Berlin seit Ende Januar über mehrere Wochen in Angst und Schrecken. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft, das Amtsgericht Oranienburg erließ am gestrigen Freitagnachmittag Haftbefehl gegen ihn.

Bereits am Donnerstagnachmittag schlugen die Fahnder zu und nahmen den 24-Jährigen in seiner Hennigsdorfer Wohnung fest. Dort fahnden die Beamten auch diverse Utensilien zum Bombenbau. Manuel T. war gerade dabei, einen neuen Sprengkörper zu basteln. Er gestand die Taten ein. Staatsanwältin Lolita Lodenkämper nannte ihn schlicht einen „Pyromanen“. Ein politisches Motiv schließen die Ermittler jetzt aus. Weil dies zunächst nicht möglich war, hatte der Staatsschutz eine zehnköpfige Sonderkommission auf den Bombenleger angesetzt. Mehrere Beamte – zivil und in Uniform – beobachten die Gegend um den Bahnhof besonders nachts sehr intensiv. Jetzt stellte sich heraus, dass der 24-Jährige wie ein Junge mit dem Feuer spielte, ohne an die Folgen zu denken. Er sägte in seiner Wohnung dünne Metallrohre in zehn Zentimeter lange Stücke zurecht. Hinein stopfte er das von Unmengen von Wunderkerzen abgekratzte Nitrat und das Schwarzpulver aus Böllern.

Explodieren ließ er die selbst gebastelten kleinen Bomben im Schutze der Dunkelheit an mehreren Orten in der 25 000-Einwohner-Stadt. Zuerst gingen am 27. Januar Rohrbomben an zwei Stellen im Hennigsdorfer Bahnhof hoch, eine in einem Fahrstuhl und eine zweite bei einer Treppe zum Bahnsteig. Wände, Scheiben und der Fahrstuhl wurden schwer beschädigt. Der S-Bahn-Verkehr musste daraufhin für mehrere Stunden unterbrochen werden. Später ließ T. im Hennigsdorfer Stadtgebiet fünf weitere Sprengkörper explodieren. Dabei wurde auch eine Parkbank zerfetzt. Weitere Explosionen registrierte die Polizei am 31. Januar und am 2. Februar. Stets fanden die Ermittler auch Bomben, die nicht zündeten. Am Abend des 7. Februar meldeten Passanten den letzten Knall in einem Wald. Bekennerschreiben gab es in keinem der Fälle.

Menschen kamen bei den Explosionen nicht zu Schaden – zum Glück, wie sich nun herausstellte. Im Bahnhof hatten sich Metallsplitter in die Betonwände gebohrt. Die Ermittler gehen davon aus, dass in einem Umkreis von 30 Metern erhebliche Verletzungsgefahr bestand.

Auf die Schliche kamen die Ermittler dem 24-Jährigen, weil er Fingerabdrücke auf den nicht explodierten Bomben hinterlassen hatte. Beim Ableich mit der Datenbank des Landeskriminalamtes (LKA) gab es dann einen Treffer. Die Spuren konnten Manuel T., der der Polizei wegen Sachbeschädigung und Diebstahls bekannt und nach Jugendrecht vorbestraft war, eindeutig zugeordnet werden. Ein Abgleich der gefundenen DNA-Spuren steht jetzt noch aus.

Zudem kamen die Ermittler über einen anderen Weg auf den 24-Jährigen. Sie befragten andere polizeibekannte Pyromanen in Hennigsdorf, die bereits durch selbstgebaute Böller aufgefallen waren. Daraus ergab sich die zweite heiße Spur zu dem 24-Jährigen. Ihm droht im Fall einer Verurteilung für das „Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion“ eine Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr. Bislang war er in einer berufsvorbereitenden Maßnahme beschäftigt und wollte seinen Hauptschulabschluss nachholen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })