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Brandenburg: Herrensitz

Charles Hythloday hat eine Mission zu erfüllen und weiß Gott, es ist keine leichte. Nachdem sein Vater stirbt, fällt es Charles zu, sich um den Herrensitz der Familie zu kümmern.

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Charles Hythloday hat eine Mission zu erfüllen und weiß Gott, es ist keine leichte. Nachdem sein Vater stirbt, fällt es Charles zu, sich um den Herrensitz der Familie zu kümmern. Und so verbringt der Filius seine Tage damit, den Weinkeller leer zu trinken, sich von der bosnischen Haushälterin Mrs. P mit Canapés verwöhnen zu lassen und seiner Leidenschaft für alte Hollywoodfilme zu frönen. Doch dann bringt seine schauspielernde Schwester Bel ihren neuen Freund Frank mit nach Hause, der sich in Pubs und auf Rennbahnen herumtreibt und zu seiner Schwester so gut passt wie ein „Plastik-Verandatisch zu einem Louis-quatorze-Stuhl“. Und dann stellen die Geschwister auch noch fest, dass sie alles andere als vermögend sind. Charles muss das Unvorstellbare tun: Er muss sich einen Job suchen. Paul Murrays Debütroman möchte man, trotz seines beachtlichen Gewichts, am liebsten ständig durch die Gegend schleppen, um seinen Mitmenschen daraus vorzulesen, so witzig und pointiert schreibt der junge Ire. Wie der weltfremde, versnobte Ich-Erzähler dem ganz normalen Leben begegnet, ist einfach urkomisch; ein bestens gelungener Mix aus Slapstick und Gesellschaftssatire. Der verzogene Bengel wächst einem mit Haut und Haaren ans Herz. Erst recht, als sich herausstellt, dass es nicht nur die Annehmlichkeiten eines High-Society-Lebens sind, an die Charles sich klammert, sondern vor allem die Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit, in der die Angst, dem Leben nicht gewachsen zu sein, noch keinen Platz hatte. Silke Zorn Paul Murray: An Evening Of Long Goodbyes. Roman. Aus dem Englischen von Wolfgang Müller. Antje Kunstmann, München, 573 Seiten, 24,90 €

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