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Von Claus-Dieter Steyer: Herzzentrum: Zweijährige Lilly ist tot Staatsanwaltschaft ermittelt nach Eis-Unfall – Wurden die Kinder zu spät im Eis entdeckt?

Eberswalde – Lilly ist tot. Nach dem vergeblichen Kampf der Ärzte um das Leben der vor einer Woche ins Eis eingebrochenen zweijährigen Lilly aus Eberswalde gibt es in der Stadt eine bestürzende Vermutung.

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Eberswalde – Lilly ist tot. Nach dem vergeblichen Kampf der Ärzte um das Leben der vor einer Woche ins Eis eingebrochenen zweijährigen Lilly aus Eberswalde gibt es in der Stadt eine bestürzende Vermutung. Demnach soll der verantwortlichen Erzieherin der Kita „Kunterbunt“ das Fehlen von Lilly und ihrer gleichaltrigen Freundin Liz erst nach der Rückkehr in das Gebäude aufgefallen sein. Sie habe sich dann auf die Suche nach den beiden Mädchen gemacht und diese an einer 200 Meter entfernten und mit einer dünnen Eisdecke überzogenen Tongrube entdeckt. Während sich Liz am Ufer noch festhalten konnte, gelang dies Lilly nicht. Sie lag offensichtlich eine Zeitlang unter Wasser.

Das Mädchen hatte nach dem Unglück das Bewusstsein nicht wieder erlangt und war stark unterkühlt ins Deutsche Herzzentrum Berlin gebracht worden. Dort wurde es in ein künstliches Koma versetzt. Ganz langsam versuchten die behandelnden Ärzte, die Körpertemperatur anzuheben – ohne Erfolg: Das am 8. Dezember im Eis eingebrochene Mädchen ist am Freitag im Krankenhaus gestorben. Das teilte das Deutsche Herzzentrum Berlin mit. Das zweite verunglückte Kind ist dagegen nach einer Beobachtung im Eberswalder Krankenhaus wieder wohlauf.

Der ermittelnde Oberstaatsanwalt Thomas Meyer wollte gestern die Vermutung der späten Entdeckung der fehlenden Kinder durch das Kita-Personal weder bestätigen, noch dementieren. „Wir stehen erst am Anfang umfangreicher Untersuchungen“, sagte er. „Leider gab es am Unglücksort keine verwertbaren Spuren.“ Rettungskräfte hätten sich natürlich zuerst um das Leben der beiden Kinder gekümmert. Nach dem Einsatz seien im Schnee dann keine Fußabdrücke der Mädchen mehr erkennbar gewesen.

Aufschluss muss jetzt die Befragung der Kita-Erzieherin bringen. Nachdem die Ärzte offiziell den Tod des Mädchens bestätigten, will der Staatsanwalt zunächst die genaue Ursache untersuchen lassen. Danach könnten sich die derzeitigen Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung auf den Verdacht der tödlichen Körperverletzung ausdehnen. Weder von der Kita noch von der Stadtverwaltung gab es eine Stellungnahme zu den Gerüchten. Bereits unmittelbar nach dem Unglück hatten die Kita-Erzieherin und ihre Helferinnen zu den genauen Umständen geschwiegen. Sie hätten die Kinder aus dem Wasser gezogen und den Notarzt gerufen, hieß es vom Eberswalder Bürgermeister Friedhelm Boginski. Seinen Angaben zufolge waren eine 15- und eine 11-köpfige Kindergruppe von der Kita zum Winterausflug aufgebrochen – begleitet von zwei Erzieherinnen, einer Aushilfskraft und zwei Praktikantinnen.

In Eberswalde reagierten die Menschen am Freitag nach der tragischen Nachricht über den Tod der Zweijährigen mit Bestürzung und Trauer. Tagelang hatten sie auf ein kleines Wunder gehofft – vergeblich. In dem Alter des Mädchens kann so ein Unglück schnell tödlich enden, wie ein Mitarbeiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft weiß: „Wenn ein Kind ins Eis einbricht, dann kommt es natürlich zu einer deutlich schnelleren Unterkühlung als bei Erwachsenen.“ (mit dpa)

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