Brandenburg: Hetzjagd: Viereinhalb Jahre Haft gefordert
Prozess um den Tod von Giuseppe Marcone: Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft
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Berlin - Als Giuseppe Marcones Mutter aufstand, duckte sich Ali T., der Hauptangeklagte. Er soll ihren 23-jährigen Sohn nach einem Angriff in einem Berliner U-Bahnhof auf den Kaiserdamm und vor ein Auto gejagt haben. Doch nicht über Strafen sprach die Mutter. Sie erinnerte an Giuseppe, dessen Welt eine ganz andere war als die der U-Bahn-Schläger. Er arbeitete viel, er war stets für Familie und Freunde da. „Man konnte sich auf ihn verlassen.“ Stille herrschte nach den bewegenden Worten. Zuvor hatte der Ankläger gegen T. wegen Körperverletzung mit Todesfolge viereinhalb Jahre Haft gefordert.
Ali T., 21 Jahre alt, und Baris B., 22 Jahre alt, hatten die Schlägerei auf dem U-Bahnhof gestanden. „Wir haben uns benommen wie betrunkene Idioten“, gab T. zu. Sie hatten Giuseppe Marcone und dessen Freund Raoul S. am frühen Morgen des 17. September 2011 aggressiv nach Zigaretten gefragt, dann eine Prügelei angezettelt. T. drohte mit Einzelkampf, „markierte den dicken Mann“, hieß es am Donnerstag im Plädoyer des Anklägers.
Bis zu dieser Szene sind sich alle Prozessbeteiligten im Wesentlichen einig. Das Geschehen danach aber ist umstritten. Ali T. hat eine Hatz bis auf die Fahrbahn bestritten. Staatsanwalt Dieter Horstmann dagegen ist überzeugt, dass es eine Flucht vor „gewaltbereiten Menschen“ war, Ali T. dicht hinter Giuseppe Marcone lief, diesen „vor das Auto jagte“. Es sei eine Tat „ohne jeden nachvollziehbaren Anlass“ gewesen. Die beiden Angeklagten seien zwar angetrunken, aber nicht vermindert schuldfähig gewesen. Die Forderung: Gefängnis für Ali T., der aus Sicht der Staatsanwaltschaft „die beiden nicht davonkommen lassen wollte“, ein Jahr auf Bewährung dagegen für Baris B. Er sei nicht an der Verfolgung beteiligt gewesen.
Am Montag plädieren die Verteidiger. Kerstin Gehrke
Kerstin Gehrke
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