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Brandenburg: „Hier herrscht Toleranz an der falschen Stelle“

Flüchtlingsrat kritisiert Inkonsequenz / CDU-Kreistagsfraktion will im August über Wochatz entscheiden

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Flüchtlingsrat kritisiert Inkonsequenz / CDU-Kreistagsfraktion will im August über Wochatz entscheiden Spremberg - Im Spremberger SS-Skandal will die CDU-Kreistagsfraktion Spree-Neiße voraussichtlich im August über den Verbleib von Egon Wochatz an der Fraktionsspitze entscheiden. Der 67-Jährige sei derzeit in einem seit längerem geplanten Urlaub, sagte der amtierende Fraktionschef Andreas Chrobot am Freitag. Erst nach der Urlaubssaison könnten alle Mitglieder bei dieser wichtigen Sitzung anwesend sein. „Wir wollen auf jeden Fall noch vor der Landtagswahl am 19. September eine Entscheidung“, betonte Chrobot. Wochatz, der von 1990 bis 2002 Spremberger Bürgermeister war und bei vielen wegen seiner Bürgernähe beliebt ist, war auf Grund seiner Kontakte mit Veteranen der SS-Division „Frundsberg“ in die Kritik geraten. Seitdem lässt er seine Funktion als Fraktionschef ruhen. Der Kreisvorstand hatte Wochatz zwar eine Missbilligung ausgesprochen, ihm aber zugestanden, Fraktionsvorsitzender zu bleiben. Letzteres wurde damit begründet, dass er die Kontakte zu SS-Veteranen als damaliger Bürgermeister und als Vorstandsmitglied des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge unterhalten habe. Chrobot meinte, auch er sehe die Teilnahme von Wochatz an dem Treffen von SS-Veteranen Anfang Juni kritisch. „Das war sicher ein Fehler, und ich erwarte, dass er so etwas nicht noch einmal tut.“ Die Fraktion werde in ihrer Sitzung am kommenden Montag auch über dieses Thema sprechen. Der Flüchtlingsrat des Landes Brandenburg kritisierte, dass der Kontakt zu einer Organisation wie der Waffen-SS, die seit den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Vereinigung gelte, keine Konsequenzen hat. „Es scheint erschreckender Weise zur Normalität unserer Gesellschaft zu gehören, diese Dinge zu akzeptieren. Aber hier herrscht Toleranz an der falschen Stelle“, betonte Judith Gleitze vom Flüchtlingsrat. dpa

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