Fröhlichen Konsum-Feiertag: Hilf mir, Valentin

Ich wollte nur Kaffee und eine Packung Milch kaufen. Halb neun am Vorabend des Valentinstag - schlechte Idee. Der Laden ist voll mit Singles, also mit Einzelpersonen, die Schokolade und neckischen Kleinkram in den Einkaufswagen werfen. Schon vor dem Laden kommt mit ein Teenager entgegen, die Pubertät noch im Gesicht, und er schleppt einen Blumenstrauß. Ich glaube nicht, dass der für seine Mutter war.

Der Valentinsvorabend ist schwierig, wenn man nur Milch und Kaffee für sich selbst braucht. Alle Welt, zumindest die im Supermarkt, ist verliebt, und ich suche Abflussreiniger, den hatte ich noch vergessen. Zwischen den Regalen klammert sich ein Pärchen aneinander und knutscht. Was soll man da machen? Vor den Süßigkeiten steht ein Mann, unschlüssig, was er nehmen soll, und beobachtet, was ich auswähle. An der Kasse treffe ich ihn wieder - eine Dose Erdnüsse hat er im Korb. So könnte man sich kennenlernen, denke ich. Dann bräuchte ich die im Gang gestapelten herzförmigen Wärmflaschen nicht. Ich kaufe, außer Gemüse und Kaffee, noch Schokolade und eine Brigitte Woman. „Liebe für Fortgeschrittene“ heißt der Aufmacher. Der Kassierer ist nett, er entschuldigt sich, weil ich vergessen hab, meine drei Tomaten abzuwiegen, das Pärchen hinter mir wartet geduldig.

All diese Harmonie ist unerträglich, die Liebe ertränkt mich. Zwei junge Kerle stehen am Ausgang und ich denke, endlich normale Menschen ohne Liebesdinge im Hinterkopf, da sagt einer: „...und als Vorspeise Suppe mit Eierstich...“ Das ist ein Stich ins Herz. Welcher fast-noch-Teenager weiß im Jahr 2014 noch, was Eierstich ist? Und bereitet es zu? Das ist ein Liebesbeweis erster Güte. Zu Hause bekomme ich die Flasche mit dem Abflussreiniger nicht auf, der kindersichere Verschluss ist auch kleine-Frauenhände-sicher. Ich könnte zu einem Nachbarn gehen, aber bei uns im Haus wohnen fünf zarte Frauen. Oh heiliger Valentin – hilf!