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Brandenburg: Hilfe für 70000 Waldbesitzer

Meist zahlt drauf, wem nur wenige Hektar Forst gehören. Das Land will Unterstützung leisten

Meist zahlt drauf, wem nur wenige Hektar Forst gehören. Das Land will Unterstützung leisten Potsdam – Stellen Sie sich vor, Sie bekommen plötzlich das kleine Wäldchen Ihrer Großeltern in Brandenburg zurück. Nicht groß – vielleicht drei, vier oder zehn Hektar. Doch auf Ihre Freude über den plötzlichen „Waldreichtum“ folgt schnell Ernüchterung. Ein Gebührenbescheid nach dem anderen flattert ins Haus: Für die vorgeschriebene Waldbrandversicherung, die Pflicht-Unfallversicherung, den Boden- und Wasserverband, die Grundsteuer. Und Erlöse aus geschlagenem Holz sind gering. Außerdem stellen Sie schnell fest, dass es ziemlich schwierig ist, neben Ihrer Arbeit noch den Einschlag professionell zu organisieren, das Holz zu verkaufen. Also lassen Sie den Wald liegen und ärgern sich, weil sie unterm Strich draufzahlen. Wie Ihnen geht es rund 70000 Alteigentümern, die nach 1990 in Brandenburg von der Treuhand Mini-Waldflächen bis zu zehn Hektar zurückbekamen – Bodenreformland, das nach dem Krieg erst an Kleinbauern verteilt wurde, zu späteren DDR-Zeiten aber wieder zwangsweise „volkseigen“ bewirtschaftet worden war. Brandenburgs Forstminister Wolfgang Birthler (SPD) will nun die Bedingungen für die Besitzer von kleinen Waldflächen in Brandenburg verbessern. Am heutigen Dienstag soll eine Vorlage Birthlers zur Unterstützung des so genannten „Kleinprivatwaldes“ im Kabinett verabschiedet werden. Weil die Aufwendungen die Erlöse zumeist überstiegen, so heißt es darin, werde der Kleinprivatwald von den Alteigentümern bisher oft „als Last empfunden“. Doch nur eine „positive Einstellung mobilisiere Eigeninitiativen“. Deshalb will das Land die Waldbesitzer mit Anreizen ermuntern, den Wald künftig in größeren „Forstbetriebsgemeinschaften“ zu bewirtschaften, also etwa die Holzernte gemeinsam zu organisieren. Zwar gibt es inzwischen bereits 400 solcher lockeren Zusammenschlüsse. Doch auch diese sind mit einer Durchschnittsfläche von 350 Hektar und durchschnittlich 53 Mitgliedern immer noch zu klein für eine effiziente und lukrative Bewirtschaftung des Waldes. „So sind die Forstgemeinschaften in Niedersachsen um ein Neunfaches größer als in Brandenburg“, heißt es in der Vorlage. Außerdem gebe es Mängel im Management, zeige sich oft, dass „Waldbesitzer in zunehmenden Maß über unzureichende bis keine forstfachlichen Kenntnisse verfügten“. Außerdem will das Land künftig zusätzliche finanzielle Hilfen geben, wenn Mitarbeiter der Landesforstverwaltung – die ohnehin Personal abbauen muss – die Geschäftsführung solcher Betriebsgemeinschaften übernehmen. Pro Hektar und Jahr sollen neun Euro gezahlt werden – nicht viel, aber bei ein- bis zweitausend Hektar doch schon ein wenig. Es gibt aber auch ökonomische Gründe, den heute noch weitgehend sich selbst überlassenen Privatwald Brandenburgs wirtschaftlich zu erschließen. „Dieses Holz wird dringend gebraucht“, erklärt Landesforstmeister Karl-Heinrich von Bothmer. Denn Brandenburgs Holzindustrie expandiert so stark, dass der Nachschub an Kiefernholz bald knapp werden könnte. Bisher kommt der Rohstoff für die Sägewerke in Baruth und anderswo vor allem aus dem Landes- und Gemeindewald. Doch dort sind die Reserven ausgeschöpft – während im Privatwald erst 40 Prozent des möglichen Holzes geschlagen wird. Hinzu kommt, dass in Stendal in Sachsen- Anhalt bald ein neues Zellstoffwerk in Betrieb geht. Es hat die Kapazität, jährlich zwei Millionen Kubikmeter Holz zu verarbeiten – so viel, wie in Brandenburg in einem Jahr geschlagen wird. In Baruth fürchtet man schon, dass es bald einen Kampf um den Rohstoff Holz geben könnte. Für Brandenburgs Kleinwald-Besitzer sind das dann doch ganz gute Aussichten.

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