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Brandenburg: Hochgefühle
Den drei Industrie- und Handelskammern Brandenburgs zufolge ist die Stimmung der Unternehmen so gut wie lange nicht – besonders im Osten
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Potsdam - Die Wirtschaft in Brandenburg läuft rund. Der Ölpreis ist niedrig, die Verbraucher kaufen ordentlich ein und die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Das geht aus den Konjunktur-Umfragen der drei Industrie- und Handelskammern (IHK) zum Frühsommer hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Demnach ist die Stimmung im Osten des Landes sogar so gut wie in den vergangenen 25 Jahren nicht, hieß es aus der IHK Ostbrandenburg in Frankfurt (Oder). „Hauptgründe für die Zuversicht sind die erfreuliche Binnennachfrage, die günstigen Energie- und Kraftstoffpreise sowie gut gefüllte Auftragsbücher“, erklärte Robert Radzimanowski, Volkswirt der IHK Ostbrandenburg. „Die misslicheWirtschaftslage in einigen europäischen Ländern, die Ukraine-Krise oder die Einführung des Mindestlohnes haben die positiven Entwicklungen nicht stoppen können.“
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen im Osten Brandenburgs sprachen demnach von einer guten Geschäftslage, 45 Prozent seien mit ihren wirtschaftlichen Situationen zufrieden. Lediglich sieben Prozent beurteilten ihre Lage als schlecht. Auch die Aussichten haben sich nach Einschätzung der Betriebe offenbar verbessert. Gingen zum Jahresanfang noch 16,6 Prozent der Befragten von zukünftig besseren Geschäften aus, sind es jetzt 20,5 Prozent. Zudem schrumpfte der Anteil der Pessimisten um 1,7 Prozent auf 19,4 Prozent.
Auch im Kammerbezirk Potsdam ist die Stimmung laut der Umfrageergebnisse gut. IHK POTSDAM]Demnach zeigte sich der sogenannte Geschäftsklimaindex, der sich aus Lage- und Erwartungseinschätzungen der befragten Unternehmen berechnet, in Westbrandenburg gegenüber dem Jahresanfang stabil und stieg gegenüber dem vergangenen Herbst sogar um 2,6 Punkte auf 125,2 Punkte. „Die positive konjunkturelle Entwicklung der Brandenburger Wirtschaft hält an“, erklärte auch Potsdams IHK-Präsidentin Beate Fernengel./IHK POTSDAM]
Noch im vergangenen Spätsommer hatte sich die Wirtschaft vor allem im exportstarken Westen des Landes besorgt über mögliche Folgen durch die Exportsanktionen gegen Russland im Zuge der Ukraine-Krise gezeigt. Eine Blitzumfrage der IHK Potsdam vom August unter 220 im Russlandgeschäft tätigen Unternehmen hatte ergeben, dass 27 Prozent der Befragten mit wesentlichen Auswirkungen rechneten. Tatsächlich haben die Ausfuhrbeschränkungen und die Finanzierungshindernisse für russische Banken einige Unternehmen der Region empfindlich getroffen. In der Gesamtbetrachtung aber wirken sich die Einbußen nicht aus – nicht zuletzt dank des schwachen Euros.
Trotz der Ukraine-Krise, die auch auf die Absatzmärkte der Westbrandenburger Wirtschaft ausstrahlt, hält sich der Anteil von exportierenden Unternehmen bei mehr als 60 Prozent, heißt es im Bericht der IHK Potsdam zur aktuellen Konjunktur-Umfrage. Fast 90 Prozent dieser Unternehmen würden von gestiegenen beziehungsweise konstanten Exporten berichten. Allerdings seien die Erwartungen deutlich skeptischer als noch zu Jahresbeginn: Nur noch halb so viele Industrieunternehmen (11 Prozent) wie zum Jahresauftakt würden mit einer Steigerung rechnen. Im Februar waren es noch 21 Prozent. Dafür ist der Anteil derer zurückgegangen, die mit einem schlechteren Geschäft mit dem Ausland rechnen. Waren es zum Jahresanfang noch 18 Prozent, sind es aktuell im Kammerbezirk Potsdam nur 15 Prozent.
In Südbrandenburg ist die wirtschaftliche Entwicklung offensichtlich ebenfalls wieder in Schwung gekommen. Die Firmen meldeten den besten Stand seit drei Jahren. Die Mehrheit der Betriebe sei mit ihrer aktuellen Lage zufrieden. Trotz einer gewissen Verunsicherung bei den Geschäftserwartungen werde von einem weiterhin stabilen Konjunkturverlauf gesprochen, hieß es. 20 Prozent erwarteten allerdings schlechtere Geschäfte. Dieser pessimistische Blick in die Zukunft sei eine Auswirkung der Debatte um die Zukunft der Braunkohle, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Krüger. „In Südbrandenburg hängen rund 40 Prozent der Wertschöpfung im produzierenden Bereich von den Branchen Bergbau und Energie ab. Daran kann man ermessen, dass die Bundesregierung mit ihrem Papier zur Klimaschutzabgabe bei Kohlekraftwerken am offenen Herzen der Lausitzer Wirtschaft operiert“, erklärte Krüger weiter.IHK COTTBUS]IHK POTSDAM]
Auf die Beschäftigungspläne der Unternehmen hat die gute Stimmung aber nicht die entsprechende Wirkung – zumindest im Westen und im Osten des Landes. Im Kammerbezirk Potsdam sank der Anteil derer, die planen, neue Mitarbeiter einzustellen, von 29 Prozent im Februar auf jetzt 26 Prozent, in Ostbrandenburg von 21,2 Prozent auf 19,4 Prozent. Im Süden bleibe die Beschäftigung stabil, hieß es lediglich.
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