HINTERGRUND: Hochwasserkunde: Die Elbe, Vorhersagen, Hilfe und Technik
DIE ELBE IN BRANDENBURGAn zwei Stellen streift die Elbe das Land Brandenburg: im südlichen Landkreis Elbe-Elster und in der Prignitz im Nordwesten. Nach Angaben der Landesregierung können in Brandenburg bis zu 26 000 Menschen auf rund 26 300 Hektar Fläche vom Hochwasser an der Elbe und ihren Nebenflüssen betroffen sein.
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DIE ELBE IN BRANDENBURG
An zwei Stellen streift die Elbe das Land Brandenburg: im südlichen Landkreis Elbe-Elster und in der Prignitz im Nordwesten. Nach Angaben der Landesregierung können in Brandenburg bis zu 26 000 Menschen auf rund 26 300 Hektar Fläche vom Hochwasser an der Elbe und ihren Nebenflüssen betroffen sein. Nach dem Jahrhunderthochwasser im August 2002 flossen viele Millionen in Schutzmaßnahmen.
Zu den größten Projekten gehörte die Deichrückverlegung bei Lenzen in der Prignitz, mit der 420 Hektar Überflutungsflächen wiederhergestellt wurden. Im Winter 2010/2011 blieb die Elbe nur fünf Zentimeter unter der Rekordmarke von 2002. Insbesondere die Mündungsbereiche von Havel, Stepenitz, Löcknitz und Karthane in der Prignitz gelten als kritisch. Zum Schutz der Einwohner säumen Deiche auf rund 141 Kilometern Länge die Flüsse, davon stehen etwa 76 Kilometer direkt an der Elbe. Im Landkreis Elbe-Elster liegt ein weiterer Hochwasserschwerpunkt rund um die Elbe im Bereich Mühlberg. Dort schützen 15 Kilometer Deichanlagen Siedlungen und Industriestandorte.
DAS SAGEN DIE FORSCHER
Extreme Hochwasser wie derzeit in weiten Teilen Süd- und Ostdeutschlands werden sich nach Experteneinschätzung nie völlig vorhersagen lassen. Zwar sei bis zu einer Woche vorher absehbar, dass große Regenmengen fallen würden, sagte der Hydrologe an der Uni Potsdam Maik Heistermann am Dienstag. Wie stark die Regenfälle dann aber tatsächlich seien, hänge von mehreren Prozessen in der Atmosphäre ab, die regional variierten. Zwar könne eine zutreffende Vorhersage dazu beitragen, Schäden zu reduzieren, so Heistermann. Vermeiden ließen sie sich aber – gerade bei einem Extremereignis wie dem aktuellen Hochwasser – nie. Anwohner müssten daher akzeptieren, dass es keinen perfekten Schutz vor Hochwasser-Katastrophen gebe. Ob der Klimawandel sogenannte Jahrhundertfluten fördere, sei schwer abzusehen, erklärte Heistermann. Letztlich müssten mehrere Komponenten zusammenspielen. Im Falle des aktuellen Hochwassers sei die großräumige Gefährdung zumindest mehrere Tage im Voraus absehbar gewesen. Im Gegensatz dazu stellten Sturzfluten – ausgelöst durch kurze Starkniederschläge – Forscher vor größere Herausforderungen. Meist seien kleine Gebiete von derartigen Sturzfluten betroffen, was aus wissenschaftlicher Sicht sehr viel anspruchsvoller für die Vorhersage sei. Schnell steigende Pegelstände ließen dann kaum Zeit für Vorwarnungen.
SPENDEN FÜR HOCHWASSEROPFER
Zu Spenden für Hochwasser-Opfer rufen Kommunalpolitiker von Gemeinden entlang der Oder auf. Man habe die Bilder vom Oderhochwasser 1997 noch vor Augen und wolle „denen helfen, die uns damals geholfen haben“, teilte der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt, am Dienstag mit. Mehrere Bürgermeister und der Kreis haben ein gemeinsames Spendenkonto eingerichtet. Das Geld soll an Menschen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Bayern gehen und sie bei der Beseitigung der Hochwasserschäden unterstützen.
DIE TECHNISCHE AUSRÜSTUNG
Hochbetrieb im Sandsacklager: In Beeskow (Kreis Oder-Spree) laden Mitarbeiter die Säcke aus Jute oder Kunststoff per Gabelstapler auf Lastwagen. Noch sind sie ungefüllt – erst an den Flüssen kommt Sand hinein. Drei Mitarbeiter der Landesschule und Technischen Einrichtung für Brand- und Katastrophenschutz (LSTE) sind im Einsatz, wie Ingo Decker vom Innenministerium sagt. Sie nehmen die Bestellungen der Kreise entgegen: Mit 500 000 Stück ist der Landkreis Prignitz Spitzenabnehmer. Drei Millionen Sandsäcke liegen in dem Landeskatastrophenschutzlager bereit. In Beeskow lagert Brandenburg Hilfsmittel für Notfälle und verteilt sie dann bei Bedarf. Das sind nicht nur Sandsäcke, sondern auch Pumpen, Notstromaggregate und Boote. Gibt es keine Probleme, ist die Einrichtung ein sogenanntes Kaltlager ohne Personal. Die Kreise und Städte haben zusätzlich eigene zusätzliche Vorräte an Sandsäcken. „Wir richten uns für die nächsten Tage auf eine Zuspitzung der Hochwasserlage ein. Wir sind dafür gut gerüstet“, sagt Decker. Aus anderen Bundesländern seien bislang keine Anfragen nach Sandsack-Lieferungen eingegangen. Man unterstütze aber das Land Sachsen mittels Personals des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr. dpa
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