Brandenburg: Hoteliers und Gastwirte fühlen sich nicht sicher
Rund 40 Prozent der Betriebe geben an, ihr Sicherheitsgefühl habe sich verschlechtert. Branchenverband fordert mehr Polizei
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Potsdam - Hoteliers und Gastronomen im Land Brandenburg fühlen sich nicht mehr sicher. Das zumindest zeigt eine Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg (Dehoga) aus der vergangenen Woche. Demnach haben 38 Prozent aller befragten Betriebe angegeben, dass sich ihr Sicherheitsgefühl verschlechtert hat. Bei gut einem Drittel sei in den vergangenen zwei Jahren eingebrochen worden, teilte der Verband am Montag in Potsdam mit. Dabei sei der Umfrage zufolge ein Schaden von mindestens 150 000 Euro entstanden. Angesichts des Umfrageebgebnisses forderte Dehoga-Landeschef Olaf Lücke Konsequenzen der rot-roten Landesregierung: „Wir brauchen in der Fläche wieder mehr Polizei. Was derzeit passiert, ist nachweisllich zu wenig.“
Auslöser für die kurzfristig angesetzte Umfrage war laut Lücke die Klage eines Kollegen aus dem Spreewald, bei dem innerhalb nur einer Woche gleich dreimal eingebrochen worden war. Wie wichtig das Thema sei, zeige die vergleichsweise große Resonanz auf die Umfrage. „Innerhalb von zwei Tagen hatten wir 100 Rückmeldungen“, berichtete der Dehoga-Geschäftsführer. Einen regionaler Schwerpunkt für die Einbrüche lasse sich aus den Antworten nicht erkennen. Mitgenommen werde neben den Tageseinnahmen in der Regel alles, was greifbar ist, so Lücke.
Seit einigen Jahren beklagen Landwirte und Unternehmer aus der Uckermark und anderen Regionen nahe der Grenze zu Polen einen Anstieg von Diebstählen von Baumaschinen und Fahrzeugen. Um der steigenden Grenzkriminalität Herr zu werden, hatten Innenministerium und Polizeiführung drei Polizeihundertschaften in die Grenzregion verlegt und die Sonderkommission Grenze aufgestockt.
Dem Dehoga zufolge haben einige Hoteliers und Gastwirte bereits private Sicherheitsfirmen beauftragt, um besser vor Einbrüchen geschützt zu sein. Belegen lässt sich eine Zunahme von Einbrüchen in Hotels und Restaurants allerdings nicht – auch weil diese Delikte in der Polizeistatistik nicht gesondert erfasst werden. Die Zahl der Diebstähle in Gaststätten, Hotels, Pensionen und Kantinen lag aber in den vergangenen zwei Jahren nach Polizeiangaben konstant bei 1300 Delikten und machte „mit weniger als einem Prozent nur einen relativ geringen Anteil am Gesamtstraftatenaufkommen aus“. Die Aufklärungsquote habe im Jahr 2012 bei 21,8 Prozent gelegen, nach 20,2 Prozent im Jahr zuvor, teilte die Polizei weiter mit. In 839 Fällen sei der Diebstahl unter erschwerten Umständen durchgeführt worden. Das heißt, die Täter brachen mit höherem Aufwand ein, mussten zum Beispiel ein Sicherungssystemen überwinden oder verwendeten spezielle Tricks wie Ablenkungsmanöver. 2011 gab es der Polizei zufolge 774 solcher Fälle.
Den Vorfwurf des Dehoga, die Polizei sei zu wenig präsent, lässt man im brandenburgischen Innenministerium nicht gelten. „Wir sind in der Fläche des Landes nach wie vor gut aufgestellt“, sagte Ministeriumssprecher Ingo Decker. Dass die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr auf mehr als 53 Prozent gestiegen sei, sei auch Beleg für eine verbesserte Leistung. Natürlich gebe es auch einen Personalabbau bei der Polizei, räumte Decker ein. Doch sei im Zuge der Reform gerade auf die Forderung, sich nicht aus den Regionen zurückzuziehen, Rücksicht genommen worden. Während Rainer Speer zu seiner Zeit als Innenminister die Zahl der Wachen eigentlich von 50 auf 15 reduzieren wollte, habe sein Nachfolger Dietmar Woidke (beide SPD) reagiert. So gebe es heute 16 Polizeiinspektionen und 33 Reviere. „Noch wurde keine Dienststelle geschlossen. Zudem ist sowohl die Zahl der Streifenwagen als auch die der Revierpolizisten gleich geblieben“, so der Ministeriumssprecher. Die Kritik des Dehoga sei deshalb nicht nachzuvollziehen.
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