Brandenburg: Hotels, Ferienanlagen oder Windparks
Wissenschaftler der Technischen Universität Cottbus sieht Sanierungschance für Bombenabwurfplatz
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Cottbus/Wittstock - Das letzte, ablehnende Urteil zum geplanten Bombenabwurfplatz bei Wittstock eröffnet nach Ansicht Cottbuser Wissenschaftler allen Beteiligten Chancen für eine Sanierung des riesigen Geländes. „Der Bund als Geländebesitzer könnte zeitlich begrenzt andere Nutzungen zulassen“, sagte Wolfgang Spyra, Inhaber des Lehrstuhls Altlasten an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Einnahmen, beispielsweise aus Teilverpachtungen von Flächen des rund 14 000 Hektar großen Geländes, könnten auch in die Sanierung fließen.
Das Verwaltungsgericht Potsdam hatte in der vergangegen Woche drei Musterklagen gegen das sogenannte Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide stattgegeben. Somit darf die Bundeswehr die 14 000 Hektar große Fläche auch weiterhin nicht zum Trainieren extremer Tiefflüge und zum Abwerfen von Übungsbomben nutzen. Nach dem Urteil forderten der Bundeswehrverband, Bundes- und Landespolitiker sowie die Landesregierungen von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zum Verzicht auf die militärische Nutzung auf. Das Ministerium beharrt bisher auf den Plänen, die seit 1992 bestehen, hat aber noch nicht endgültig entschieden.
Das mögliche Aus für das „Bombodrom“ in Nordbrandenburg versetzt die niedersächsische Grafschaft Bentheim in Alarmstimmung. Bundes- und Landesregierung hätten sich bislang dafür eingesetzt, dass der Luft-Boden-Schießplatz „Nordhorn-Range“ durch den Bombenabwurfplatz bei Wittstock entlastet werden sollte, schrieb der Landrat der Grafschaft, Friedrich Kethorn (CDU), an Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU). Seit 1971 kämpft eine Bürgerinitiative gegen die Anlage, die die Bundeswehr 2001 von der britischen Luftwaffe übernommen hatte. 1998 scheiterte eine Klage von Anwohnern und Kommunen gegen den Übungsplatz vor Gericht. Im November 2005 hatte ein Kampfjet versehentlich wenige Meter von Wohnhäusern entfernt eine Übungsbombe verloren.
Wenn rechtlich Klarheit geschaffen sei, gebe es eine Chance für den Neuanfang. „Das bedeutet, dass sich die Beteiligten an einen Tisch setzen, um Optionen auf der Basis gemeinsamer Interessen zu finden“, sagte Spyra. „Denn der Bund hat auch noch andere Konversionsflächen und nach dem jetzigen Ergebnisstand vielleicht wenig Neigung, das Bombodrom vorrangig zu sanieren.“ Das Projekt könnte ins Stocken geraten, was aber keiner wolle. „Die Bundeswehr könnte für die nächsten 15 oder 20 Jahre Teilflächen an Investoren verpachten und das eingenommene Geld für die Sanierung verwenden“, erklärte Spyra. Somit ließen sich dort Hotels, Ferienanlagen oder Windparks ansiedeln. Auf diese Weise hätte jeder Partner einen Vorteil. Ohne Beräumung der Militäraltlasten sei das Gelände aber nicht zivil nutzbar. „Das Areal muss von Munition freigemacht werden, denn weder ein Soldat noch andere Menschen dürfen auf eine belastete Fläche geschickt werden“, sagte Spyra.Peter Jähnel/dpa
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Peter Jähnel, dpa
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