Brandenburg: „Ich sehe ihm an, wenn er was ausheckt“
Knut ist ein Jahr alt. Sein Pfleger Dörflein steht für neuen Nachwuchs bereit
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Heute vor einem Jahr hätte niemand für möglich gehalten, dass einmal ein Eisbär aus dem Zoo und ein Pfleger zu den bekanntesten und beliebtesten Berlinern in aller Welt gehören würden. Doch dann kamen der heute vor einem Jahr geborene Knut und Thomas Dörflein. Morgen wird der Bär ein Jahr alt – wir haben uns mit seinem Ziehvater unterhalten.
Herr Dörflein, können Sie kurz reden?
Gleich, ich bin gerade im Schlachthaus, ich muss gefrorene Rinderviertel zerhacken. So, jetzt geht“s.
Bekommt denn Knut morgen was Besonderes zu essen – oder sogar ein Geschenk?
Nein, von mir bekommt der einen Schlag weniger auf den Hintern.
Das klingt, als ob Sie von einem Kind reden
Er ist und bleibt ein Tier. Aber wenn ich ihn wie ein Kind beschreiben soll, dann würde ich sagen: Er ist ein totales Einzelkind, es ist nur wichtig, was ihn interessiert. Er ist sehr zärtlich, aber auch frech. Wenn er was ausheckt, dann sehe ich ihm das schon vorher durch so einen schelmischen Gesichtsausdruck an.
Haben Sie Geburtstagspost bekommen?
Fragen Sie nicht. Ich war nur ein paar Tage weg, und jetzt liegt wieder so ein Riesenstapel Post auf meinem Schreibtisch. Die Leute schicken aus aller Welt Geschenke, Spielzeug zum Beispiel.
Was sind denn die absurdesten Knut-Produkte, die so bei Ihnen gelandet sind?
Ach, da gibt es mit Knutbildern versehene Wanduhren, bestickte Handtücher, so was wird mir alles zugeschickt
Sie würden wieder einen Bären aufziehen ?
Ja, wenn die Bärinnen ihren Nachwuchs verstoßen sollten, würde ich das wieder tun.
Könnte ein Eisbärenbaby ein Gefährte für Knut werden?
Nein, der würde das nicht verstehen und das Kleine wohl für etwas halten, womit er spielen kann.
Viele Besucher fragen sich, ob sich Knut ganz allein auf der Anlage nicht langweilt.
Nein, der findet immer etwas, womit er sich beschäftigten kann. Die Zoobesucher werfen aber verbotenerweise oft was rüber, als Spielzeug, das muss ich dann von der Anlage holen. Plastik darf er zum Beispiel gar nicht bekommen.
Sie selbst kommen auch außerhalb der Arbeit selten zur Ruhe
Wenn ich einkaufen gehe, spricht mich jeder Dritte an und sagt, ich soll Knut grüßen. Selbst im Dunkeln erkennen mich die Leute, die müssen ja gute Augen haben. In der Schweiz und in Dänemark sind die Menschen dezenter. Was mich sehr gestört hat, war, dass die Boulevardmedien versucht haben, meine ganze Verwandtschaft auszuspionieren.
Ruhe haben Sie nur hinter den Kulissen?
Ich bin ja schon sehr früh morgens hier, hole Knut raus, und manchmal darf er dann ausnahmsweise kurz mit ins Bett neben meinem Büro, zum Nuckeln. Er ist doch immer noch ein Kind und total liebebedürftig. Ich weiß, dass das irgendwann mal vorbei sein wird. Aber ich freue mich darüber, dass er so schön wächst.
Gibt es Eindrücke, von denen Sie noch Ihren Enkelkindern erzählen werden?
Jedenfalls sind das nicht die Besuche von Prominenten – die kommen und gehen. Aber bestimmte Erlebnisse mit dem Tier, die werde ich nie vergessen.
Das Gespräch führte Annette Kögel
Der Geburtstag wird heute gefeiert. Kinder bis zu 15 Jahren kommen ab 9 Uhr gratis hinein. Um 11 Uhr überreicht die Bäckerinnung einen riesigen Kuchen – verspeisen sollen ihn die Gäste, der Erlös geht an die Artenschutzarbeit von Zoo und Tierpark.
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