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Brandenburg: „Ich will Ausgleich, aber nicht über Deals“

Wirtschaftsminister und Vize-Parteichef Ulrich Junghanns will die Gräben nach dem Parteitag schließen

Stand:

Herr Junghanns, ist die Brandenburger CDU, wie sie sich derzeit darstellt, eigentlich noch wählbar?

Nicht die Partei ist zerstritten, sondern ihr Kopf, ihre Führung. Die CDU ist in den Kommunen kompetent und stark, ihr wird vertraut. Jetzt ist die Partei gefordert, auch auf Landesebene in den letzten Monaten verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen.

Sie sind viel unterwegs, wie wird die CDU im Land derzeit wahrgenommen?

Kritisch. Was zur Zeit in der Partei abläuft, bedient die Vorbehalte gegen Politik, gegen Politiker. Diese Nabelschau, dieses Machtgerangel wird den eigentlichen Problemen Brandenburgs nicht gerecht und stößt auf großes Unverständnis. Von uns wird eins erwartet: Brandenburgs CDU muss das schnell beenden. Nach dem Parteitag muss Schluss mit der Nabelschau sein.

Sie haben dem Petke-Lager gegenüber immer die Hand ausgestreckt. Fühlen Sie sich durch die Vorstandsempfehlung zugunsten Ihres Kontrahenten hintergangen?

Solche Gefühle kommen schon auf. Aber das kommentiert sich selbst: So etwas tut man einfach nicht.

Es war die letzte Vorstandssitzung vor dem Parteitag, Anhänger von Ihnen fehlten. Haben Sie die Gefahr unterschätzt?

Ich habe ein anderes Politikverständnis. Wenn man so etwas nicht erwartet, weil einem selbst so etwas nie in den Sinn kommen würde, kann man nur überrascht sein. Aber ich denke, es fällt auf die Initiatoren zurück, die versucht haben, die Situation auszunutzen.

Der neue Vorstand wird nicht viel anders zusammengesetzt sein, als der alte. Wie wollen Sie, falls Sie Vorsitzender werden, die Gräben denn schließen?

Ich will Ausgleich, aber nicht über Deals. Ich will die CDU nach Jörg Schönbohm in einem Team führen und diesem Raum geben, dass sich jeder profilieren kann – für die Gemeinschaft über Sachthemen.

Sie würden auch mit Petke als Stellvertreter zusammenarbeiten?

Ich grenze niemanden aus, der vom Parteitag gewählt wird.

Die Landtagsfraktion, das eigentliche Kraftzentrum der Partei, steht mehrheitlich hinter Ihnen. Warum holen Sie sich kein Unterstützungs-Votum der Fraktion?

Weil man so etwas in der jetzigen Situation nicht tut. Die Parteibasis und die Öffentlichkeit würde das zu Recht als kleinkariert ansehen.

Manche meinen, Sie halten sich zu sehr zurück, können nicht mit der Faust auf den Tisch schlagen?

Das kann ich sehr wohl. Aber das Außenbild der CDU ist beschädigt genug. Ich rede intern Tacheles. Öffentliche Auseinandersetzungen würden die Situation nur noch verschlimmern.

Ist Jörg Schönbohm mitverantwortlich für die Lage?

Ich sehe das nicht so. Die Schuld an dem äußeren Bild, das die CDU derzeit bietet, trägt nicht Schönbohm, sondern die Erbengeneration.

Ist die Erneuerung nicht überfällig?

Die, die jetzt von Erneuerung reden, haben alle Verantwortung an exponierter Stelle getragen. Keiner, der sich zur Wahl in Spitzenpositionen stellt, ist neu. Deshalb müssen sich die vermeintlichen Erneuerer die Frage gefallen lassen, was sie bisher gemacht haben. Schönbohm hat Jüngere gezielt gefördert, auch die, die das jetzt vergessen haben. Das schmerzt mich physisch. Wer Schönbohm angreift, lenkt von der Unfähigkeit der Erbengeneration ab.

Petke kann an der Basis punkten, weil er Unzufriedenheit aufnimmt. Hat sich die CDU-Spitze von der Basis entfernt?

Das ist offenkundig so. Ich will das ändern.

Es gibt in der Partei Vorbehalte gegen Sie, wie den, dass Sie Platzeck und der SPD nicht Paroli bieten würden?

Das sind oberflächliche Betrachtungen. Ich habe an verschiedenen Stellen bewiesen, dass ich im Interesse einer starken CDU in der Koalition konsequent und hart auftreten kann.

Unter Jörg Schönbohm wurde die CDU ernst genommen. Sorgen Sie sich, dass das Erreichte verspielt werden könnte?

Der Parteitag muss eine Zäsur bringen. Ich werde alles unternehmen, damit Schlagkraft und Kompetenz der Union gestärkt werden. Ich vertraue den Delegierten des Parteitages.

Treten Sie als Wirtschaftsminister zurück, wenn Sven Petke Parteivorsitzender wird?

Nein, ich stehe unter Eid, diesem Land zu dienen. Außerdem wäre es ein Votum des Parteitages, das man zu akzeptieren hat. Aber ich bin zuversichtlich, dass es nicht so kommt.

Haben Sie nicht manchmal Sorge, dass Sie wie viele Ihrer Vorgänger als Vorsitzender scheitern könnten?

Nein. Es wird nur gelingen, wenn man neues Vorschussvertrauen aufbaut. Ich bin dazu bereit.

Das Interview führten Michael Mara und Thorsten Metzner

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