Brandenburg: Im Cockpit über die Landstraße
Das Jetcar, noch ein 2,5 Liter-Auto für gutbetuchte Umweltbewusste, wird bei Neuruppin handgefertigt
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Das Jetcar, noch ein 2,5 Liter-Auto für gutbetuchte Umweltbewusste, wird bei Neuruppin handgefertigt Von Imke Hendrich Nietwerder - Ein wenig den Traum vom Fliegen erfüllen und dennoch auf dem Straßen-Asphalt bleiben - das können umweltbewusste Autofahrer jetzt mit dem „Jetcar“. Lediglich 2,5 Liter Diesel verbraucht der in einem kleinen Dorf bei Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) entwickelte und gebaute Zweisitzer. Sein Cockpit erinnert an die Kanzel eines Segelflugzeugs, das Chassis ist windschnittig geformt und die Sitze hintereinander angeordnet. „Der Wagen ist alltagstauglich und umweltschonend“, sagt der Geschäftsführer der Jetcar Zukunftsfahrzeug GmbH in Nietwerder, Christian Wenger-Rosenau. Aber noch schrecke der Preis viele ab. 39.990 Euro kostet das handgefertigte Jetcar. „Unser Ziel ist es, den Preis auf 10.000 bis 15.000 Euro zu drücken, noch ist es einfach zu teuer“, räumt der gelernte Werkzeugmacher und studierte Sozialpädagoge Wenger-Rosenau ein. Im August startete das Unternehmen dennoch die Kleinstserienproduktion des 1,50 Meter schmalen Wagens. „Damit sind wir die ersten weltweit, die mit einem 2,5-Liter-Auto auf dem Markt sind.“ 100 Stück sollen zunächst gefertigt werden - das erste „Jetcar“, das es mit einem 40 PS-Motor auf Tempo 165 bringt - „fliegt“ schon im Raum Osnabrück über die Straßen. Ein wenig ist es, als ob man in einem Segelflugzeug ohne Flügel über den Asphalt schwebt - so hat der Fahrer durch die hochgezogene Frontscheibe einen Rundumblick wie in einem Cockpit. Wer aber soll solch ein Auto mit einem ungewöhnlichen aerodynamisch- eleganten Design, aber eben auch fast luxuriösem Preis kaufen? „Noch sind es Autoliebhaber oder Geschäftsleute, die mit dem Sparauto und dessen innovativem Image Werbung für ihre Firma machen wollen“, sagt der 41-jährige Wenger-Rosenau, der auch eine Windenergie-Firma führt. Sein Ziel sei aber ganz klar, ein Auto für jedermann und nicht einen Flitzer für wenige Zahlungskräftige anzubieten. Auch der ADAC-Sprecher von Berlin-Brandenburg, Sebastian Bütow, betont: „Die Technologie hat eine Zukunft, aber so lange das Jetcar in der Preisklasse verkauft wird, wird es ein Nischen- und Funprodukt bleiben.“ Damit dies laut Wenger-Rosenau nicht passiert, könnte es „Rettung“ aus dem Reich der Mitte geben. Ein chinesischer Automobilhersteller mit 280 Mitarbeitern würde das Jetcar gerne bauen - und dann könnte es nach Angaben von Wenger-Rosenau reimportiert und für 10 000 bis 15.000 Euro angeboten werden. „Aber die Gespräche sind noch am Anfang.“ So montiert vorerst die 6-Mann-Firma in Nietwerder den Wagen, wobei das Innenleben samt Motor von einem großen Hersteller geliefert und vor Ort die Karosserie aus Glas- und Kohlefaser sowie der Stahlrahmen gefertigt werden. Die Entwicklung des 4,08 Meter langen Jetcars nahm rund sieben Jahre in Anspruch - vor allem weil der TÜV hohe Anforderungen stellte. Und Wenger-Rosenau ist sich sicher, dass es nun auch eines langen Atems bedarf, um das Auto „gesellschaftsfähig“ zu machen - schließlich seien vor allem die hintereinander angeordneten Sitze gewöhnungsbedürftig. „Sehr kommunikativ ist dies sicher nicht, aber nur so kann ein Auto windschnittig und damit spritsparend sein.“ Auch bei der Bequemlichkeit müssen Abstriche gemacht werden. Die Federung ist relativ hart und der Hintermann hat zwar Beinfreiheit, aber eine eingeschränkte Sicht. Dennoch, so betont Wenger-Rosenau: „Wenn wir es in Deutschland wirklich ernst meinen mit dem Kampf gegen Luftverschmutzung, dann müsste ein aerodynamisches, weniger als drei Liter verbrauchendes Auto die Zukunft sein.“
Imke Hendrich
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