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Noch immer ist die Gefahr, arm zu werden, im Osten Deutschlands höher als im Westen.

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Ohne Geld in Brandenburg: Im Osten immer noch mehr Arme als im Westen

Armut beginnt in Deutschland bei 869 Euro netto im Monat für einen Single. In Berlin war 2012 mehr als jeder Fünfte von Armut betroffen.

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Wiesbaden - In Berlin ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr mehr als jeder Fünfte von Armut bedroht gewesen. Wie die Behörde am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, waren es 21,2 Prozent - 2005 lag die Armutsgefährdungsquote bei 19,7 Prozent und ein Jahr darauf bei 17 Prozent. Insgesamt gilt: Im Osten Deutschlands gibt es gut zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung noch immer mehr Arme als im Westen. Der Unterschied ist aber kleiner geworden, und im Westen ist das Armutsrisiko in den vergangenen acht Jahren sogar leicht gestiegen.

Wie das Bundesamt mitteilte, galt 2012 im Osten fast jeder Fünfte (19,7 Prozent) als relativ arm; in Brandenburg waren es 18,3 Prozent - in der alten Bundesrepublik war es etwa jeder Siebte (14,0 Prozent). Im Vergleich zur ersten Erhebung im Jahr 2005 waren das im Osten 0,7 Prozentpunkte weniger und im Westen 0,8 Punkte mehr.

Den größten Anstieg machten die Statistiker im Vergleich der Jahre 2012 und 2005 in Berlin, das zu den neuen Ländern gezählt wird, und in Nordrhein-Westfalen aus. Am stärksten sank das Armutsrisiko im Vergleichszeitraum in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Am höchsten ist relative Armut seit 2010 in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern, am niedrigsten ist sie seit 2005 durchgängig in Baden-Württemberg und Bayern.

Armut in Deutschland beginnt bei einem Monatseinkommen von 869 Euro netto für einen Single und bei 1826 Euro für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren. Die Statistiker sprechen von relativer Armut, Armutsgefährdung und Armutsrisiko, weil sich die Grenze am mittleren Einkommen orientiert. Absolute Armut messen sie nicht.

In Leipzig, Dortmund und Duisburg war mehr als jeder Vierte von Armut bedroht. Nur in Hamburg, Nürnberg und Dresden sank der Anteil armer Menschen von 2005 bis 2012, in den meisten anderen Großstädten ist er gestiegen, am stärksten in NRW mit Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Köln. Von den 15 größten Städten schneiden München und Stuttgart am besten ab, nur gut jeder Zehnte war 2012 in den beiden süddeutschen Landeshauptstädten von Armut bedroht.

Grundlage der Berechnungen ist die Definition der Europäischen Union, nach der Menschen als relativ arm gelten, die in dem Jahr der Erhebung weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung haben. Die Zahlen stammen aus dem Mikrozensus, der jährlichen Haushaltsbefragung. (dpa)

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