Brandenburg: Im Rampenlicht der Geschichte
Die Kriege um Macht und Glauben vor rund 500 Jahren haben Brandenburg nur gestreift. Doch ein Ort hat auch hier große Geschichte geschrieben: Nun bekommt Mühlberg ein neues Museum
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Hier hat die Reformation vorerst ein Ende gefunden: In der Schlacht bei Mühlberg musste sich 1547 der Schmalkaldische Bund protestantischer Landesfürsten und Städte den Truppen Kaiser Karls V. geschlagen geben. Die Gegenreformation und das Heilige Römische Reich trugen in dem Krieg um politische Vorherrschaft und Religion den Sieg davon. Der Konflikt sei der „erste Religionskrieg auf deutschem Boden“ gewesen, betont der Historiker Lars-Arne Dannenberg.
Die Niederlage gegen die katholischen Truppen hat der einst sächsischen Stadt bereits eine Auszeichnung mit dem europäischen Kulturerbe-Siegel gebracht: Mühlberg gehört damit zu den offiziellen „Stätten der Reformation“. Mit dem Siegel werden Orte ausgezeichnet, die symbolhaft für die europäische Einigung und die Geschichte Europas stehen.
Nun bekommt die Stadt im Süden Brandenburgs auch ein Reformationsmuseum. Auf den Tag genau 468 Jahre nach der entscheidenden Schlacht bei Mühlberg wird es am Freitag mit einem Festakt für geladene Gäste in der Propstei des früheren Klosters Marienstern eröffnet. Rund zwei Millionen Euro wurden zuvor in die Restaurierung des Bauwerks investiert.
Die Schlacht habe den weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts entscheidend beeinflusst, betont Martina Pöschl, Verantwortliche des Landkreises Elbe-Elster für das Museum: „Mühlberg wurde durch das kriegerische Ereignis zu einem historischen Erinnerungsort von europäischer Dimension.“ Mit dem Museum werde der einst europaweit bedeutende Ort nun „auf die Landkarte zurück“ gebracht, sagt Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (SPD).
Im Mittelpunkt der Ausstellung „Mühlberg 1547“ steht die Schlacht, die mit einer Medieninszenierung beleuchtet wird: Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich I. soll mit seinen Offizieren am Morgen des 24. April 1547 gerade an einem evangelischen Gottesdienst teilgenommen gaben, seine rund 7000 Soldaten bereiteten sich auf den Weitermarsch nach Wittenberg vor. Da überquerten die kaiserlich-katholischen Truppen die Elbe. Die Protestanten mussten sich der Übermacht von rund 17 000 Fußsoldaten und 10 000 Reitern beugen.
All dies sei eher eine „wilde Flucht“ als eine Schlacht gewesen, sagt Dannenberg, Kurator der Ausstellung. Der Kurfürst wurde gefangengenommen, verlor große Teile seiner Länder an den mit Kaiser Karl verbündeten Herzog Moritz von Sachsen. Der 1531 im thüringischen Schmalkalden als Verteidigungsbündnis protestantischer Fürsten und Städte gegründete Schmalkaldische Bund wurde aufgelöst.
Die Städte Ulm, Konstanz und Augsburg, Bremen und Hamburg sowie mehrere Fürsten- und Herzogtümer hatten dem Bündnis neben weiteren Städten und Regionen unter Führung von Kursachsen und Hessen angehört. Ziel war nicht nur die Behauptung der protestantischen Konfession, sondern auch die Absicherung wirtschaftlicher und politischer Macht.
„Karl V. war auf dem Höhepunkt der Macht“, fasst Dannenberg das Ergebnis der Schlacht bei Mühlberg zusammen. Der Kaiser, der zugleich spanischer König war, habe nach dem Sieg über die Lutheraner angenommen, dass „der rechte Glaube“ wieder auf dem Vormarsch und der monoreligiöse katholische Staat gerettet sei.
„An dem Tag war halb Europa vor Mühlberg versammelt“, betont Dannenberg. Söldner und Soldaten aus Ungarn, Neapel, Spanien und anderen Teilen Europas trafen hier aufeinander. Mit originalen und nachgebildeten historischen Waffen wie Hellebarden und Husarensäbeln soll dies in der Ausstellung dokumentiert werden. Gezeigt werden auch mehrere liturgische Handschriften des Klosters aus dem 14. Jahrhundert und eine Sammlung von Madonnen und Heiligenfiguren.
Dass dieser Teil der europäischen Geschichte auch mit dem heutigen Land Brandenburg zu tun hat, liegt an weiteren Kriegen mehr als 250 Jahre später: Nach der Niederlage Napoleons ging Mühlberg zusammen mit anderen sächsischen Gebieten bei der Neuordnung Europas beim Wiener Kongress 1815 an Preußen. Info Das Reformationsmuseum mit der neuen Ausstellung „Mühlberg 1547“ wird am Freitag, dem 24. April, um 16 Uhr mit einem Festakt für geladene Gäste eröffnet. Am Samstag, dem 25. April, wird die Öffentlichkeit ab 13 Uhr zu einem „Tag der offenen Tür“ eingeladen. Öffnungszeiten von April bis September täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, von Oktober bis März täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr.
Yvonne Jennerjahn
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