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Von Peter Jähnel: In Atem gehalten
Nach dem jüngsten Oder-Hochwasser soll die Kooperation mit Polen verstärkt werden
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Potsdam - Nach dem Hochwasser der Oder in Brandenburg soll die Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden weiter ausgebaut werden. „Die polnischen Kollegen haben uns angeboten, ein abgestimmtes Programm für Überflutungsflächen beiderseits der Oder zu entwickeln“, sagte Prof. Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes Brandenburg. Die nach 1997 zweithöchste Oderflut in vielen Flussabschnitten habe im Mai und Juni die Bewohner in Atem gehalten, aber in Brandenburg keine dramatischen Schäden angerichtet.
„Durch gezielte Überflutungen an beiden Flussufern könnten künftig bei Hochwasser vor allem die polnische Nachbarstadt von Frankfurt, Slubice, und das ebenfalls tiefgelegene Oderbruch entlastet werden“, erläuterte Freude. „Bei der diesjährigen Flut lagen viele Orte im Oderbruch immerhin 7,5 Meter unter dem örtlichen Pegelstand des Grenzflusses.“ Doch die neuen Deiche hielten dem Wasserdruck stand.
Zur Entlastung im Unterlauf der Grenzoder habe Ende Mai die Flutung von 4400 Hektar im Nationalpark Unteres Odertal beigetragen. „Ohne diese Aktion hätte das Wasser an der Schwedter Stadtbrücke etwa einen Meter höher gestanden“, so Freude. Inzwischen sei das Wasser wieder in den Fluss zurückgeströmt, versickert oder verdunstet. Die Aufwendungen für den Kampf gegen das Hochwasser würden noch von allen Beteiligten zusammengetragen.
Freude verwies darauf, dass eine weitere Überflutungsfläche von fast 2000 Hektar in der Neuzeller Niederung (Oder-Spree) geplant werde, um dem Fluss mehr Raum zu lassen. „Der vordere Deich ist fast fertig, für die rückwärtige Deichlinie gibt es bereits die Vorplanung.“ Vor wenigen Wochen habe der Landtag in Potsdam beschlossen, mit Nachdruck mehr Rückzugsflächen für die Oder zu schaffen. „Darüber freue ich mich besonders“, betonte der Amtschef.
Die fast auf voller Länge erneuerten Oder-Deiche auf märkischer Seite hätten alle Erwartungen positiv übertroffen. „Ich stand mit einem völlig neuen Gefühl auf dem Deich, der nicht wie bei der Flut 1997 wie ein Pudding wackelte“, schilderte Freude. Nur an dem noch nicht sanierten Deichabschnitt unterhalb von Ratzdorf (Oder-Spree) habe es einige Sickerstellen und eine kleine Böschungsrutschung gegeben. „Wir haben diese Stellen sowie drei Deichbaustellen unter großem Zeitdruck gesichert“, bemerkte Freude.
„Bei diesem Hochwasser hatten wir noch einmal Glück“, bilanzierte der Amtspräsident. „Die polnischen Einzugsgebiete von Oder und Weichsel, aber auch die Slowakei, waren von dem Unwetter noch stärker betroffen. Dort gab es leider Todesopfer.“ Freude fügte im Rückblick hinzu: „Wären die Niederschläge nur 30 Kilometer weiter westlich niedergegangen, hätte es auch uns viel härter getroffen.“
Peter Jähnel
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