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Von Claudia Pietsch und Matthias Wagner: In Berlin droht erneut S-Bahn-Chaos
Nach Potsdam fahren vier Regionalzüge der Linie RE 1 pro Stunde / Provisorische Notfallpläne in Arbeit
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Berlin/Potsdam - Bei der Berliner S-Bahn droht ein neues Chaos. Bei einer Überprüfung der S-Bahn-Flotte wurde am Montagnachmittag ein neuer sicherheitsrelevanter Vorfall festgestellt, wie ein Bahn-Sprecher am Abend mitteilte. Danach müssen bei einem Großteil der Züge unverzüglich die Bremszylinder ausgetauscht werden. Dies führe dazu, dass zum Betriebsbeginn am Dienstagmorgen voraussichtlich nur ein Viertel der Flotte (163 Viertelzüge) zur Verfügung steht. Die Bahn wollte über Nacht einen ersten provisorischen Notfahrplan aufstellen.
Der Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn, Ulrich Homburg, sprach von einem „schwarzen Tag“ für die S-Bahn und für Berlin. „Wir sind schockiert über diese Entwicklung, die nicht vorhersehbar war“, sagte Homburg. „Wir setzen jetzt alles daran, während der Nacht einen provisorischen Notfahrplan für morgen aufzustellen und die Fahrgäste bestmöglich darüber zu informieren“, fügte er hinzu. Homburg entschuldigte sich bei allen Berlinern für die erneuten Einschränkungen.
Nach Bahnangaben sollen im Innenstadtbereich die Ringbahnlinien S41/S42 und die Nord-Süd-Linien S1, S2 und S25 das Basisangebot der S-Bahn bilden. Auf der Stadtbahn fahren keine Züge zwischen Alexanderplatz und Westkreuz sowie bis Wannsee und nach Spandau.
Nach Potsdam stehen als Ersatzfahrmöglichkeit vier Regionalzüge der Linie RE 1 pro Stunde und Richtung zur Verfügung. In Richtung Spandau verkehren die Linien RE 2, RB 10 und RB 14. Empfohlen wird im Innenstadtbereich auf U-Bahn-, Bus- und Straßenbahnlinien auszuweichen. Die S-Bahn-Streckenabschnitte zwischen Springpfuhl und Wartenberg, zwischen Strausberg und Strausberg Nord sowie zwischen Schöneweide und Spindlersfeld werden ebenfalls nicht befahren.
Ursache für die neuerlichen Probleme ist offenbar eine mangelhafte Instandhaltung der Bremszylinder in den vergangenen Jahren. „Wir werden die Verantwortlichen ohne Wenn und Aber zur Rechenschaft ziehen, wenn sich herausstellen sollte, dass gegen internes Regelwerk verstoßen wurde“, sagte Homburg.
Erst am Montagvormittag hatte die S-Bahn nach einem Treffen mit der Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), angekündigt, dass ab 14. September wieder mehr S-Bahnen auf die Strecke gehen sollten. Bereits seit Ende Juni fährt das Unternehmen nach einem Notfallplan.
Nach einer Zugentgleisung am 1. Mai in Kaulsdorf hatte das Eisenbahnbundesamt die technische Überprüfung aller baugleichen Modelle angeordnet. Das Unternehmen legte vorübergehend ganze Streckenabschnitte still. Wegen der Wartungs- und Betriebsprobleme bei der S-Bahn war am 2. Juli das vierköpfige Führungsteam um S-Bahn-Chef Tobias Heinemann durch eine neue Mannschaft ersetzt worden.
Die S-Bahn will zur Information stündlich ihr Internetangebot unter s-bahn-berlin.de aktualisieren.
Claudia Pietsch, Matthias Wagner
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