
© A. Klaer
ORTSTERMIN: In die Ecke, Bürger!
Im Russisch-Unterricht hieß das: Stol, Stul, Lampa. Tisch, Stuhl, Lampe.
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Im Russisch-Unterricht hieß das: Stol, Stul, Lampa. Tisch, Stuhl, Lampe. Es beschrieb: Karge Einrichtung, weniger geht nicht. Bei der CDU, die als Partei in Brandenburg auch immer kurz vor der Pleite ist, wird daraus eine Bürgerinitiative und heißt Lounge, Bürgerlounge. Das ist aber nicht viel mehr als das aus dem Russischen, außer, dass da noch ein Teppich, eine Vase mit drei Gerberas und eine Stechpalme sind. Und der Stühle –Loungestuhlsessel – sind es drei, und ein Plaid liegt da auch noch (Die Kälte in der Gesellschaft? Die Partei, die warmhält? Oder für Frauen, die ja so schnell frieren und dann gern nörgelig werden? Oder falls man über Nacht warten muss, bis da einer kommt? Oder für den Winter?).
Teppich, Tischdeckchen, Gerberas und Plaid: alles in Frau-Merkel-Wahlkampf-Orange. Die Orangelounge ist so richtig keine, sondern eine bisher fast leere Ecke auf dem Flur der CDU-Fraktion im Landtag, die nun blau ist. Mit einem um die Ecke geknickten blauen Poster auf dem steht, dass die Ecke jetzt eine Bürgerlounge ist. Darauf ist auch eine Telefonnummer. Die gehört aber so richtig nicht in die Lounge. Weil: Da steht kein Telefon. In der Ecklounge mitten auf dem Flur können Bürger jetzt Platz nehmen, wenn sie mit einem Problem (oder Kuchen?) zu einem CDU-Abgeordneten wollen. Der kommt dann, sagt die Pressestelle. Setzt sich dazu. Wenn der Bürger nicht mit dem Abgeordneten in der Flurlounge unter der Bogenlampe chillen (Loungerslang für Dahindämmern) will, sondern es etwas vertraulicher und bürgernäher mag, dann geht der Abgeordnete mit ihm auch auf sein Zimmer. Was sie eigentlich ja immer machen – wenn mal einer so auf Besuch kommt, bei der CDU.
Insofern: Die Flureckelounge ist ein Empfang, ganz konservativ: ’ne Warteecke, eine Art Bürgerbahnhof. Der Vorhof der Macht.
Nur sitzen werden da wohl eher mal die Leibwächter von Jörg Schönbohm, dem Innenminister von der CDU, als normale Bürger. Bei Schönbohm, dem alten Konservativen, hätte das dann Herrenzimmer geheißen. Aber Schönbohm ist ja auch schwarz und nicht blauorange.
ps: Vorsicht! Wer sich auf den einzeln stehenden Stuhlsessel setzt, der passe auf: Die Stechpalme (eine Grüne) sticht in den Nacken und zwingt zu leicht devoter Haltung.
pps für Wirtschaftsförderer: Die Möbel hat die CDU in Berlin gekauft.
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