HINTERGRUND: In einer Woche beginnt in München der Prozess gegen Beate Zschäpe
Der NSUDer „Nationalsozialistische Untergrund“, oft auch auch Zwickauer Terrorzelle genannt, war im November 2011 bekannt geworden. Zum NSU gehörten Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.
Stand:
Der NSU
Der „Nationalsozialistische Untergrund“, oft auch auch Zwickauer Terrorzelle genannt, war im November 2011 bekannt geworden. Zum NSU gehörten Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Nach ihnen fahndete die Polizei seit 1998, nachdem in Jena deren Bombenwerkstatt und Rohrbomben gefunden wurden. Das Trio tauchte unter – für fast 14 Jahre. Ihm wird eine Mordserie in den Jahren 2000 bis 2006, das Nagelbomben-Attentat in Köln 2004 und ein Polizistenmord 2007 in Heilbronn zugerechnet. Im November 2011 töteten sich Mundlos und Böhnhardt selbst, Zschäpe stellte sich. Am Mittwoch in einer Woche beginnt vor dem Oberlandesgericht in München der Prozess gegen sie. Die Anklage lautet Beteiligung an den Mord- und Sprengstoffanschlägen des NSU, Bildung einer terroristischen Vereinigung, schwere Brandstiftung und Beihilfe zum Raub.
Das Behördenversagen
In das Umfeld des Trios waren gerade in den ersten Jahren nach dessen Untertauchen mehr als 20 V-Männer angesetzt, die für das Bundesamt für Verfassungsschutz, die Landesämter in Thüringen und Sachsen, das Berliner Kriminalamt und den Militärischen Abschirmdienst (MAD) tätig waren. Genau ein V-Mann war für den Brandenburger Verfassungsschutz tätig: Er trug den Decknamen Piatto und war 1998 im direkten Unterstützerkreise des NSU-Trios im Raum Chemnitz aktiv, als die drei Neonazis damals dort untertauchten. Fest steht, dass Piatto eine der wenigen Quellen überhaupt bundesweit war, die Hinweise auf das Trio gab.
Der V-Mann
Carsten S. war in der Neonazi-Szene in Brandenburg eine Führungsfigur und international vernetzt. 1995 wurde er wegen versuchten Mordes an dem nigerianischen Asylbewerber Steve Ereni zu acht Jahren Haft verurteilt. Während der Untersuchungshaft bot er sich dem Verfassungsschutz an. Er galt als wichtigste Quelle aus der rechtsextremistischen Szene in Brandenburg und darüber hinaus. Durch seine Hinweise wurden Anschläge gegen jüdische Einrichtungen und ein Bombenattentat vereitelt sowie die für die Szene wichtigen Neonazi-Konzerte verhindert. Er kam in den Genuss großzügiger Haftlockerungen und 1999 vorzeitig frei – weil er einen Job im NSU-Umfeld bekam. 2000 wurde er enttarnt und lebt mit neuer Identität unter polizeilichem Zeugenschutz.
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