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Brandenburg: In Werder wird weiter gekocht Firma Sodexo weist Vorwürfe zurück
Werder (Havel) - Schmutzig-weiße Wände, rostige Müllcontainer davor: Besonders appetitlich sieht die Halle bei Werder nicht aus. Zumindest von außen – hinein kommen Besucher in die Großküche der Firma Sodexo am Freitag ohnehin nicht.
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Werder (Havel) - Schmutzig-weiße Wände, rostige Müllcontainer davor: Besonders appetitlich sieht die Halle bei Werder nicht aus. Zumindest von außen – hinein kommen Besucher in die Großküche der Firma Sodexo am Freitag ohnehin nicht. Auf dem Hof laden ein paar Mitarbeiter des Lieferservice Löwenmenü Styroporboxen ein und aus. Mit Fremden reden will hier niemand, schon gar nicht über das Gerücht, dass der Sodexo-Standort geschlossen werden soll.
Der bundesweit tätige Anbieter hat insgesamt acht Standorte in Brandenburg, darunter auch einen in Potsdam. Die größte Küche ist jedoch die in Werder, eine regelrechte Essensfabrik: Bis zu 18 000 Portionen können hier täglich gefertigt werden. Bei den turnusmäßigen Kontrollen der Lebensmittelüberwachung habe es im Laufe der Jahre zwar gelegentliche Beanstandungen gegeben, sagte Chefkontrolleur Hans-Georg Hurttig. „Mal war ein Gerät abgenutzt, mal musste eine Oberfläche erneuert werden.“ Gravierende Hygienemängel seien aber nicht festgestellt worden. Auch die Kontrolle am Donnerstag habe keinen Anlass zur Beanstandung gegeben.
Geschlossen wurde der Werderaner Sodexo-Standort gestern nicht. Allerdings gab es eine Ordnungsverfügung mit der Aufforderung, die Großküche grundlegend zu reinigen und zu desinfizieren. „Bis zur Klärung dürfen nur noch durcherhitzte Speisen zubereitet werden“, so Hurttig. Er nannte es ein Phänomen, dass keine Erkrankungsfälle von Kitas und Schulen gemeldet wurden, die von der Treuenbrietzener Sodexo-Küche, 40 Kilometer südlich von Werder, beliefert werden. „Die arbeitet nach einem ähnlichen Schema mit denselben Zulieferern und der gleichen Menüstruktur.“
Die Behörden fahnden weiter nach dem Erreger für die Erkrankungen. Wer selbst danach sucht, wird auf dem Sodexo-Gelände in Werder nicht fündig. Zwar gibt es dort ein Büro, statt Antworten händigt der zuständige Mitarbeiter aber lediglich eine Pressemitteilung der Firmenzentrale in Rüsselsheim aus. Dort weist man die Verantwortung für die Masseninfektion zurück: „Weniger als fünf Prozent der von uns belieferten Schulen sind von Erkrankungen betroffen.“
Aus reiner Vorsorge habe man in den betroffenen Küchen alle Lebensmittel, die vor Freitag geliefert wurden, für die Weiterverarbeitung gesperrt, wie es von Firmenseite heißt. Auch die Hygienemaßnahmen in den einzelnen Küchen habe man verstärkt, also Sanitärräume, Flächen und Türgriffe desinfiziert. Einige Küchen hätten auf Bitten der Behörden die Lieferungen eingestellt.
Trotz einiger Unklarheiten sei die Verbindung zwischen Essenseinnahme und Erkrankungen dennoch offensichtlich, heißt es aus dem Gesundheitsamt des Kreises. Mehrere Schulen in der Region haben das Sodexo-Essen deshalb vorerst abbestellt. Über dem Gelände in Werder hängt kein Großküchengeruch, eher riecht es abgestanden. Beim Blick durch die Fenster deutet wenig auf geschäftiges Arbeiten hin, vereinzelt sind Mitarbeiter in weißen Kitteln zu sehen. Firmenfremde werden schnell aufgefordert, das Grundstück zu verlassen. alm, hkx
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