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Regionale Wirtschaft: Investitionen: Vorkrisen-Niveau überflügelt
Brandenburgs Wirtschaftsförderer betreuten 2010 rund 1100 Vorhaben. Im „Boomjahr“ 2008 waren es nur 1020
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Potsdam - Das Land Brandenburg gewinnt als Wirtschaftsstandort immer mehr an Bedeutung: Insgesamt 1107 Ansiedlungsprojekte wurden im vergangenen Jahr von den Wirtschaftsförderern landesweit betreut. Das sind nicht nur knapp 300 Fördervorhaben mehr als noch im Krisenjahr 2009, sondern auch eine Steigerung um knapp 100 Projekte gegenüber dem Boomjahr 2008. „Der wirtschaftliche Aufschwung hat in Brandenburg an Breite gewonnen. Quer durch die Wachstumsbranchen gibt es hervorragende Investitionen, und bei der Substanzpflege bestehender Unternehmen ist eine Stabilisierung zu verzeichnen“, kommentierte Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) am Mittwoch den aktuellen Wirtschaftsförderungsbericht des Landes.
Angaben der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) zufolge würden durch die geplanten Investitionen landesweit knapp 4500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das seien gut 1000 neue Jobs mehr als 2009. Das Volumen der Neuansiedlungen und Erweiterungsmaßnahmen liege bei 1,3 Milliarden Euro. Von allen 14 Branchenkompetenzfeldern habe sich die Ernährungswirtschaft im vergangenen Jahr dabei als die „investitionsstärkste“ erwiesen. Insgesamt 188 Millionen Euro seien für Baumaßnahmen und neue Produktionsanlagen vorgesehen, davon allein 135 Millionen Euro für Erweiterunginvestitionen. Damit entfallen mehr als 14 Prozent der Gesamtinvestitionen auf den Bereich der Ernährungswirtschaft. An zweiter Stelle mit einem Anteil von 11,3 Prozent und Investitionen in Höhe von 147 Millionen Euro folgt die Luftfahrttechnik. Logistik-Unternehmen würden demnach insgesamt 127 Millionen Euro investieren, womit die Logistik mit einem Anteil von knapp zehn Prozent an den geplanten Gesamtausgaben auf dem dritten Platz aller brandenburgischen Schwerpunktbranchen lande, heißt es im Bericht weiter. Nur etwa vier Prozent des 1,3 Milliarden Euro großen Investitionsvolumens würden außerhalb der Branchenkompetenzfelder ausgegeben.
Vor allem beim Mittelstand ist die Investitionsbereitschaft deutlich gestiegen. Etwa 87 Prozent der zugesagten Mittel aus dem wichtigsten Förderprogramm für die gewerbliche Wirtschaft, der sogenannten Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ - Gewerbe (GRW-G), seien im vergangenen Jahr kleinen und mittelständischen Unternehmen zugesagt worden, berichtete der ILB-Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Licht gestern. In der Vergangenheit sei der Anteil im Schnitt etwa sieben Prozent niedriger ausgefallen.
Bei der Förderung wirtschaftlicher Vorhaben im Land Brandenburg müssen sich Unternehmen allerdings auf weitere Veränderungen einstellen. Bereits nach der jüngsten Landtagswahl 2009 hatte Christoffers angekündigt, aufgrund zurückgehender Zuweisungen der EU die Unternehmensförderung von Zuschüssen auf zurückzahlbare Darlehen umstellen zu wollen. Dies soll nun weiter ausgebaut werden. Die ILB werde sich mehr und mehr von einer Förderbank zu einer Förderkreditbank wandeln, bestätigte Licht. Christoffers kündigte zudem neue Förderrichtlinien an, die neben einer Grundförderung auch Bonuszuweisungen ermöglichen sollen. Dafür allerdings müssten die antragstellenden Unternehmen bestimmte Standards, wie Tariftreue oder hohe Energieeffizienz, erfüllen.
Derweil ist eine niedrigere EU-Förderung in einigen Teilen Brandenburgs bereits Realität. Weil sich der Südwesten des Landes nach Berechnungen der Europäischen Union wirtschaftlich gut entwickelt hat, liegt der Fördersatz für GRW-G -Mittel dort seit Anfang des Jahres wie berichtet um zehn Prozent niedriger als im Nordosten Brandenburgs. Die angekündigte Absenkung hat auch im Wirtschaftsförderbericht Spuren hinterlassen. In Potsdam lag das Volumen der zugesagten GRW-G-Mittel mit 47 Millionen Euro um ein Dreifaches über der Summe von 2009. Mit außergewöhnlichen „Boomprojekten“ sei dieser Zuwachs nicht zu erklären, meinte ILB-Sprecher Matthias Haensch gestern. Vielmehr hätten sich viele Firmen im Südwesten 2010 noch rasch die alten, höheren Fördersätze für ihre geplanten Investitionen genehmigen lassen wollen.
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