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Die SED-Diktatur war eine gesamtdeutsche Angelegenheit, die Aufarbeitung des Medikamentenskandals ist es in den Augen von Roland Jahn, Chef der Stasiunterlagen-Behörde, auch.

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Chef der Stasiunterlagen-Behörde: Jahn: Medikamententests waren "übler deutsch-deutscher Deal"

Viele im Westen denken, die Diktatur war im Osten. Der Medikamenten-Skandal mache deutlich, dass die SED-Diktatur eine gesamtdeutsche Angelegenheit sei, sagt der Chef der Satsi-Unterlagenbehörde Roland Jahn.

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Hamburg/Berlin - Der Skandal um die Medikamententests westlicher Pharmafirmen in der DDR zeigt nach Ansicht des Stasi-Bundesbeauftragten Roland Jahn deutlich, dass die SED-Diktatur ein gesamtdeutsches Thema ist. "Im Westen denkt man immer, die Diktatur war im Osten, ich habe damit nichts zu tun", sagte Jahn der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" (Ausgabe 16. Mai). Aufarbeitung sei aber eine gesamtdeutsche Angelegenheit. "Jeder, der auch im Westen gelebt hat, kann sich fragen, ob er sich eingerichtet hatte mit der deutschen Teilung und mit dem Unrecht, das in der DDR geschah", so Jahn.

Dass in der DDR Medikamententests an Patienten durchgeführt wurden, die nicht den Regeln eines demokratischen Landes entsprachen, überrasche ihn nicht. "Der Diktatur traue ich viel zu", sagte Jahn.

Zu den beteiligten westdeutschen Pharmaunternehmen Bayer, Schering und Hoechst sagte Jahn: "Die Schuld beginnt dort, wo ich mich mit einem dubiosen Handelspartner einlasse. In der DDR gab es keine Meinungsfreiheit, keine öffentliche Kontrolle. Unternehmen nahmen also billigend in Kauf, dass in der DDR Menschen auf der Strecke blieben." Das Ganze sei ein "übler deutsch-deutscher Deal" gewesen, bei dem es um viele Millionen Westmark ging.

An die Pharmaindustrie appellierte der Stasi-Beauftragte, ihre Archive zu öffnen und sich "mit Geld beteiligen" an der Aufarbeitung zu beteiligen. (epd)

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