Brandenburg: Jedes vierte Kind
In Brandenburg sind wieder deutlich mehr Kinder von Armut bedroht – besonders im Nordosten
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Düsseldorf/Potsdam - Im Land Brandenburg hat die Gefahr der Kinderarmut zuletzt wieder deutlich zugenommen. Besonders von Armut bedroht sind Kinder im Nordosten des Landes. Das zumindest geht aus einer aktuellen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf hervor, die am gestrigen Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach stagnierte der Anteil der von Armut bedrohten Kinder in den Jahren 2011 und 2012 bundesweit bei 18,9 Prozent, stieg aber in Brandenburg im gleichen Zeitraum von 20,9 auf 24,9 Prozent, im Nordosten des Landes sogar von 24,3 auf 26 Prozent.
Auch in der bundesweiten Betrachtung nimmt die Gefahr der Kinderarmut den Autoren zufolge von West nach Ost zu. Mit 26,3 Prozent ist die Kinderarmut in den neuen Bundesländern deutlich höher als im Westen, wo 17,4 Prozent der Kinder unter der Einkommensschwelle leben. Allerdings haben sich die Quoten zwischen West und Ost in den vergangenen neun Jahren erheblich angenähert. Am höchsten ist die Armutsgfehar für Kinder laut Studie in Bremen (33,7 Prozent), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (33,5 Prozent). Am niedrigsten ist die Gefährdungsquote in der Oberpfalz (9,9 Prozent). Gemessen an den absoluten Zahlen leben die meisten von Armut bedrohten Kinder in Düsseldorf (186 000), Köln (145 000), Arnsberg (143 000) und Berlin (136 000). In Berlin allerdings sank die Quote von 27,1 auf 26,9 Prozent.
Für die Studie haben die WSI-Wissenschaftler zwei Quellen ausgewertet. Zum einen eine Sonderauswertung des Mikrozensus 2012 und außerdem eine Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Netto-Einkommens zur Verfügung hat. Für Eltern mit einem Kind unter 14 Jahren liegt die Grenze etwa bei einem Haushaltseinkommen von 1564 Euro im Monat.
„Kinder sind arm, wenn die Eltern arm sind“, sagte Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD) zu dem Ergebnis der Studie. In Brandenburg verdiene derzeit jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte weniger als den im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbarten Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Außerdem müsse mithilfe der Tarifparteien die Lohnangleichung zwischen Ost und West endlich vorankommen. „24 Jahre nach der Wende verdienen die Menschen in Brandenburg im Durchschnitt immer noch 20 Prozent weniger im Vergleich zu den Menschen in Westdeutschland.“
Dass dafür die Lebenshaltungskosten im Osten niedriger sind, lassen die Autoren nicht gelten. „Trotzdem sind dort die mit Armut verbundenen Entbehrungen größer als im Westen“, sagte WSI-Forscher Eric Seils den PNN. So seien im Westen knapp zehn Prozent der armutgefährdeten Kinder nicht ausreichend mit Winterkleidung versorgt, in Ostdeutschland gelte dies sogar für zwölf Prozent der Betroffenen. Matthias Matern (mit dpa)
Matthias Matern (mit dpa)
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