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Nach dem Schwindel: Jugendamt: Waldjunge wird angezeigt

Der als Schwindler enttarnte „Waldjunge Ray“ hat die betreute Einrichtung des Jugendamts im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg verlassen. „Wir werden im Laufe der Woche eine Anzeige wegen Erschleichung von Jugendhilfeleistungen stellen“, sagte der Sprecher des Jugendamts, Ed Koch, auf Anfrage.

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Der aus den Niederlanden stammende Junge, der eigentlich Robin heißt, war bei seiner Aufnahme in dem Heim vor rund neun Monaten volljährig. Robin war im September im Roten Rathaus erschienen und hatte angegeben, nur seinen Vornamen und sein Geburtsdatum zu kennen und jahrelang im Wald gelebt zu haben.

Experten ergründen nun das Motiv. Jemand wie „Waldjunge Ray“ suche Zuneigung, sagen Mediziner. Man versuche Aufmerksamkeit mit einer Lügengeschichte zu erzielen. Das könnte auch beim jetzt als Schwindler enttarnten „Waldjungen Ray“ der Fall gewesen sein, erläuterte Stefan Röpke, Experte für Persönlichkeitsstörungen an der Charité. Derartige Störungen würden als „pathologisches Lügen“ bezeichnet. „Diese Fälle kommen aber nicht so häufig vor“, betonte Röpke. Es gebe dazu auch nur wenige Studien.

Dass jemand wie der „Waldjunge“ eigentlich eher zurückgezogen lebte und lieber zu Hause am Computer spielte, passe zum möglichen Krankheitsbild. „Solche Leute fühlen sich dann erst mal besser, wenn sie plötzlich durch so eine Lügengeschichte wahrgenommen werden und Zuwendung erhalten“, sagte Röpke. „Das gibt ihnen für den Moment ein Glücksgefühl. Und irgendwann kommen sie auch an einen Punkt, an dem sie aus ihrer Geschichte nicht mehr herauskommen.“ Der Psychiater schließt allerdings aus, dass es sich im Fall des Berliner Waldjungen um eine wahnhafte Störung oder Schizophrenie handeln könnte. „Wenn eine schwere Störung vorgelegen hätte, wäre das gleich aufgefallen“, ist sich Röpke sicher. dpa

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