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Brandenburg: Jugendämter müssen seltener einschreiten

Behörden nehmen weniger Kinder aus Problemfamilien. Der Deutsche Familienverband ist voll des Lobes

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Potsdam - Die Arbeit der Jugendämter in Brandenburg genießt unter Verbänden vielerorts einen recht guten Ruf. Die Ämter hätten mittlerweile ein positives Image, sagte etwa der Geschäftsführer des Deutschen Familienverbands Brandenburg (DFV), Dieter Willholz, der Deutschen Presse-Agentur. „Es sind eben nicht die bösen Beamten, die Müttern beim leisesten Verdacht auf falsche Erziehung ihre Kinder wegnehmen.“ Nach den Worten von Willholz treffen sich DFV-Vertreter regelmäßig mit Amtsleitern zum Gedankenaustausch, Verbesserungsvorschläge würden in die Tat umgesetzt.

Soziale Brennpunkte, wo die Behörden besonders gefordert sind, gibt es Willholz zufolge vor allem in größeren Städten wie Brandenburg/Havel oder Frankfurt/Oder. Jugendämter kümmern sich etwa um Kinder und Jugendliche, die von Angehörigen misshandelt werden, von Verwahrlosung bedroht oder manchmal selbst so auffällig geworden sind, dass Angehörige mit ihnen nicht mehr fertig werden.

In der Regel werden die Bemühungen der Jugendämter nach Einschätzung von Willholz in den betroffenen Familien als echte Hilfeleistung angesehen. „Es kommt aber auch sporadisch zu Fällen, in denen Mitarbeiterinnen verbal attackiert wurden, vereinzelt auch zu bedrohlichen Situationen, die es erfordern, die Polizei hinzuzuziehen“, berichtete der Leiter des Jugendamts Ostprignitz-Ruppin in Neuruppin, Andreas Liedtke.

Einen tätlichen Angriff auf eine Mitarbeiterin habe es zuletzt 2009 gegeben. „Aufgrund der guten Ausbildung der Mitarbeiterinnen und kollegialer Unterstützung sind diese Situationen sehr selten“, sagte Liedtke. Körperlichen Attacken auf Mitarbeiter der Jugendämter, die regelmäßig zu zweit ihren Dienst tun, sind auch in Potsdam die absolute Ausnahme. Personell sei man gut aufgestellt, sagte ein Stadtsprecher.

Bei Hinweisen auf mögliche handfeste Konflikte mit Eltern sind auch in Ostprignitz-Ruppin immer mindestens zwei Mitarbeiter mit dem jeweiligen Problemfall befasst. „Es gibt ein Alarmsystem zur Information von anderen Mitarbeiterinnen über das Telefon, aber auch akustische, mobile Alarmgeber, die jedoch noch nicht zum Einsatz kommen mussten“, so der Jugendamtsleiter. Gleichzeitig beklagte er eine sehr hohe Arbeitsbelastung seiner Mitarbeiter.

In Ostprignitz-Ruppin muss das Amt Liedtke zufolge immer weniger Kinder und Jugendliche aus ihren Familien nehmen. Im Jahr 2014 waren es bis November 84 sogenannte Inobhutnahmen, 2013 noch 115 und 2012 noch 144. Damit folgt der Kreis einem landesweiten Trend. 2013 wurden nach Angaben des Potsdamer Jugendministeriums zwischen Wittenberge und Senftenberg rund 1460 Kinder und Jugendliche aus ihren Familien herausgenommen, davon 1081 wegen offensichtlicher Gefährdung und knapp 380 auf Wunsch des Kindes oder Jugendlichen.

Kinder von Flüchtlingen spielen in den Aktivitäten der brandenburgischen Jugendämter bisher keine große Rolle, auch in Ostprignitz-Ruppin nicht. „Unter fünf Prozent der in Obhut genommenen Kinder stammen aus Flüchtlingsfamilien“, erläuterte Liedtke. Häufig seien diese Kinder nur deshalb betreut worden, weil ihre Bezugspersonen sich in ärztliche Behandlung begeben mussten und sich im Übergangswohnheim niemand ausreichend um die Kleinen kümmern konnte.

Christian Bark

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