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Ex-Haasenburg-Bewohner: Jugendliche sollen junge Frau sexuell missbraucht haben
Während die Schließung der Haasenburg-Heime vorbereitet wird, sorgen Ex-Bewohner in Hamburg für Schlagzeilen. Zwei Jugendliche sollen eine Frau sexuell genötigt haben.
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Hamburg/Potsdam - Zwei frühere Bewohner der umstrittenen Haasenburg-Heime in Brandenburg sollen in Hamburg eine 23-Jährige sexuell missbraucht haben. Die 13 und 17 Jahre alten Jungen seien am 8. November aufgegriffen worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft zu entsprechenden Medienberichten vom Freitag. Den beiden werde vorgeworfen, die junge Frau am 3. November abends im Hamburger Stadtteil Hamm nahe einem Kleingartenverein niedergerissen und sexuell genötigt zu haben. Die Jugendlichen waren erst kürzlich nach Hamburg zurückgekehrt. Wegen Misshandlungsvorwürfen stehen die Heime der Haasenburg GmbH vor der Schließung. Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt gegen Erzieher und Betreiber.
Nach dpa-Informationen handelt es sich bei dem älteren Jungen um einen der drei Jugendlichen, die im Sommer nach ihrer Flucht aus Haasenburg-Heimen für Schlagzeilen gesorgt hatten. Sie gaben damals an, vor Übergriffen aus dem Heim geflohen zu sein und hatten damit die schon länger dauernde Diskussion um die Heime neu befeuert. Ende August wurde der 17-Jährige offiziell aus dem Heim entlassen, lebte seither wieder in Hamburg und wurde ambulant betreut. Inzwischen ist gegen ihn Haftbefehl erlassen und er kam in Haft. Er ist wegen mehrerer Delikte bereits polizeibekannt. Bislang seien noch keine Sexualstraftaten darunter gewesen, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Laut Polizeibericht hatte sich die 23-Jährige gewehrt und um Hilfe geschrien. Als zwei Passanten aufmerksam wurden, flüchteten die Täter. Das Opfer wurde leicht verletzt. Die Angaben der beiden Jungen zu dem Verbrechen seien nicht einheitlich, sagte die Sprecherin der Anklagebehörde. „Sie haben die Tat gemeinschaftlich begangen, aber der Ältere soll mehr gemacht haben.“
Der 13-Jährige ist noch nicht strafmündig. Eigentlich hatte er am 6. November nach einem Urlaub bei der Mutter in Hamburg in ein Haasenburg-Heim zurückkehren sollen. Doch diesen Plan hatte die Sozialbehörde gestoppt und den Teenager beim Kinder- und Jugendnotdienst untergebracht. Hintergrund war die Ankündigung von Brandenburgs Jugendministerin Martina Münch (SPD), die Heime in Jessern (Dahme-Spreewald), Müncheberg (Märkisch-Oderland) und Neuendorf am See (Dahme-Spreewald) zu schließen.
In den teils geschlossenen Heimen für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland sollen Bewohner gedemütigt und misshandelt worden sein. Eine Untersuchungskommission hatte gravierende Missstände in den Haasenburg-Heimen angeprangert. Der Heimbetreiber weist die Vorwürfe zurück und will sich juristisch wehren.
Die Experten hatten eine Schließung nicht explizit empfohlen, die Jugendministerin sieht jedoch keine Alternative. „Pädagogisches Konzept und Realität klaffen weit auseinander“, sagte die SPD-Politikerin damals.
Aus Hamburg befinden sich laut Sozialbehörde noch zwei Minderjährige in den Haasenburg-Heimen. In der Hansestadt wird nun überlegt, selber wieder ein geschlossenes Heim einzurichten. Dies hatte für Wirbel gesorgt.
Stephanie Lettgen
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