zum Hauptinhalt

Brandenburg: Junghanns: Wirtschaft im Stimmungshoch

Konjunkturumfrage sagt hohe Geschäftserwartungen und steigende Beschäftigtenzahlen voraus

Stand:

Berlin - Den Unternehmen in Berlin und Brandenburg geht es so gut wie seit Jahren nicht mehr. Deshalb rechnen sie in den kommenden Monaten mit steigenden Beschäftigtenzahlen. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) der Region beurteilten 45 Prozent der befragten Firmen ihre Geschäftslage als gut, nur acht Prozent schätzten sie als schlecht ein. Der Rest hält sie für befriedigend. Auch für die kommenden zwölf Monate sind die Unternehmen der Region ungewöhnlich optimistisch: Jedes dritte erwartet bessere Geschäfte.

Die Kammern hatten in der ersten Januarhälfte 1400 Unternehmen der Region nach ihren Einschätzungen und Erwartungen gefragt. Der aus diesen Daten ermittelte Konjunkturklimaindex stieg von 110 im Vorjahr auf 128 Punkte, so hoch wie noch nie seit seiner Einführung vor dreizehn Jahren (siehe Grafik). „Das ist ein sensationeller Wert“, sagte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Berliner IHK, der die Umfrageergebnisse am Montag gemeinsam mit seinen Kollegen aus Potsdam, Cottbus und Frankfurt an der Oder präsentierte. Der Cottbuser IHK-Chef Joachim Linstedt betonte, die hohen Geschäftserwartungen schlügen sich in einer deutlich erhöhten Investitionsbereitschaft nieder. Ein Viertel der Unternehmen der Wirtschaftregion wollten ihre Investitionen erhöhen. Nach Ansicht des Potsdamer IHK-Hauptgeschäftsführers René Kohl wird der konjunkturelle Aufschwung endlich den regionalen Arbeitsmarkt beleben.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) sprach von einem Stimmungshoch: Erstmals seit 1995 überwiege bei den Unternehmen der positive Blick in die Zukunft. Junghanns sagte, bei den Brandenburger Unternehmen werde die Stimmung seit einigen Jahren kontinuierlich besser. 2006 habe dieser Entwicklung einen kräftigen Schub gegeben. Dazu hätten in hohem Maße die Industrie und die Exportwirtschaft beigetragen. So habe die Industrie bei den Auslandsumsätzen um ein Fünftel zugelegt. Eine wichtige Aufgabe sieht der Minister darin, den Anteil der bislang nicht exportierenden Industriefirmen von rund einem Drittel zu reduzieren.

In Berlin beurteilten die Unternehmen Lage und Erwartungen besonders gut. Hier rechnet fast jede zweite Firma mit besseren Geschäften. Dies soll sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken. In Berlin plant demnach jedes dritte Unternehmen (36 Prozent), die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen – sechs Prozentpunkte mehr, als im vergangenen Jahr. Mit weniger Beschäftigten rechnen nur noch zehn Prozent, nach 15 Prozent im vergangenen Jahr (siehe Grafik).

Dieser Trend ist allerdings nicht auf Berlin beschränkt. Nach einer Umfrage des „Handelsblatts“ und der Unternehmensberatung Droege und Comp. wollen vier von zehn Unternehmen in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten zusätzliche Mitarbeiter einstellen. So groß war die Einstellungsbereitschaft zuletzt im September des Boomjahres 2000.

Laut IHK wollen in Berlin besonders die Dienstleistungsunternehmen einstellen. In der Branche plant jedes zweite Unternehmen mit mehr Mitarbeitern. In der gesamten Region Berlin-Brandenburg liegt die Industrie bei den Personalplänen an der Spitze. Im verarbeitenden Gewerbe sind auch die Einschätzung der Geschäftslage und die Erwartungen am besten. „In der Industrie ist fast niemand mehr unzufrieden“, sagte Eder von der IHK Berlin. Die verbesserte Laune erstrecke sich aber über alle Branchen. „Wir haben keine Sorgenkinder mehr. Auch in der Bauwirtschaft hat sich der Wind gedreht.“

Als Gründe für den Aufschwung in der Region nannte Eder die gute Konjunktur in Deutschland, die positiven Effekte der Fußball-Weltmeisterschaft auf den Handel und die Dienstleistungsbranche sowie den Touristenboom, der auch nach der WM angehalten habe. Auch die Liberalisierung des Ladenschlusses und der Baubeginn beim Flughafen BBI hätten positive Effekte, sagte Eder. Es sei gelungen, die Aufträge beim Flughafenbau in der Region zu halten, berichtete Linstedt von der IHK Cottbus. Bis Ende Januar habe die Flughafengesellschaft 165 Ausschreibungen im Wert von mehr als 260 Millionen Euro getätigt. 94 Prozent dieses Volumens seien in der Region Berlin-Brandenburg geblieben. Im laufenden Jahr würden weitere Aufträge im Wert von bis zu einer Milliarde Euro vergeben.

Dennoch hinkt die Wirtschaft in der Region im bundesweiten Durchschnitt weiter hinterher. 2006 war das Bruttoinlandsprodukt in Berlin um 1,5 und in Brandenburg um 1,9 Prozent gewachsen, während für Gesamtdeutschland 2,5 Prozent verzeichnet wurden. Die Industrie- und Handelskammern rechnen auch 2007 mit einem Wachstum unter Durchschnitt. In Berlin soll es bei 1,0 bis 1,5 Prozent liegen, in Brandenburg bei 1,7 bis 1,9 Prozent. „Wir sind immer noch in der zweiten Bundesliga“, sagte Eder in Anlehnung an den Fußballsport. „Aber wir sind ein klarer Aufstiegskandidat.“ TS/ddp/dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })