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Im Visier der Staatsanwaltschaft: Eine Augenärztin aus Cottbus.

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Medizinerin aus Cottbus: Justiz prüft Luxus-Termine bei Ärztin

Laut Experten sind Wartezeiten bis zu sechs Monaten üblich. Doch bei einer Augenärztin aus Cottbus ließ sich da was drehen.

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Cottbus - Die Cottbuser Augenärztin, die Termine gegen Bargeld vergeben haben soll, ist jetzt ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. „Wir prüfen, ob der Anfangsverdacht einer Straftat vorliegt“, sagte Oberstaatsanwalt Horst Nothbaum am Donnerstag. Die Ärztin soll wie berichtet Patienten statt langer Wartezeit schnell einen Termin angeboten haben. Preis der sogenannten Komfort-Sprechstunde: 50 Euro. Eine Patientin hatte den Fall angezeigt. Auch sie sollte Medienberichten zufolge zahlen oder eine Wartezeite von 18 Monaten in Kauf nehmen. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KV) prüft nun die Beschwerde.

Die Medizinerin sei angeschrieben worden und habe 14 Tage Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen, sagte KVBB-Sprecher Ralf Herre. „Bislang hat sie sich nicht geäußert.“ Der Ärztin drohen disziplinarische Maßnahmen, sollten sich die Vorwürfe erhärten.

In Ostdeutschland müssen Patienten teils deutlich länger auf Termine bei Fachärzten warten als im Westen. „Mit Wartezeiten von bis zu sechs Monaten können sie schon rechnen“, berichtete Andrea Fabris von der Unabhängigen Patientenberatung in Potsdam am Donnerstag. Selbst wer bereits einen Arzttermin habe, müsse nicht selten noch bis zu zwei Stunden im Wartzimmer einer Prxis auf seine Behandlung warten, sagte Fabris, die seit 2001 in der Potsdamer Patientenberatung tätig ist. „Aber 18 Monate, das habe ich noch nie gehört.“

Das angebliche Vorgehen der Cottbuser Augenärztin findet Andrea Fabris unerhört. Es gebe keine Gebühr, aus der man ableiten könne, dass man für die Terminvergabe Geld verlangen könne, quasi ein Eintrittsgeld. Ein vergleichbarer Fall sei ihr bisher nicht untergekommen, so die Patientenberaterin. Patienten, denen ähnliche Offerten gemacht werden, rät sie: „Nicht bezahlen und ebenfalls den Fall der KV melden.“

Hintergrund für die teils sehr langen Wartezeiten ist der Ärztemangel in vielen Regionen der neuen Bundesländer. Im Bundesvergleich ist Brandenburg bei der fachärztlichen Versorgung sogar Schlusslicht. In keinem anderen Bundesland gibt es weniger Fachärzte pro Einwohner. Kommen in Deutschland auf einen Facharzt durchschnittlich 1155 Einwohner, sind es in Brandenburg nach KV-Angaben 1416. Selbst andere ostdeutsche Flächenländer wie Mecklenburg-Vorpommern (1:1271) oder Sachsen-Anhalt (1:1302) weisen ein besseres Verhältnis auf. Nach Fabris Einschätzung fehlt es in Brandenburg vor allem an Psychologen, Psychotherapeuten, Orthopäden und Augenärzten. „Ganz schlimm ist es im Norden von Brandenburg und im Südosten, zum Beispiel bei Finsterwalde“, so die Beraterin.

In Cottbus sei der Versorgungsgrad an Augenärzten mit 140 Prozent aber eigentlich vergleichsweise gut, sagte dagegen KV-Sprecher Herre. In der Lausitz-Stadt gebe es immerhin insgesamt elf Augenärzte. Matthias Matern (mit dpa)

Matthias Matern (mit dpa)

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