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Gesicht verdeckt: der Angeklagte.

© Patrick Pleul/dpa

Maskenmann-Prozess: Kabarett mit Maskenmann

Wilde Thesen, viele Fragen: Beim Entführungs-Prozess übernimmt eine Kriminologin die Hauptrolle

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Irgendwann spielte sogar die Frage eine Rolle: Gibt es eine wissenschaftliche Studie, ob Deutsche am Freitagabend lieber mit Straßenschuhen oder mit Hausschuhen auf dem Sofa sitzen? Spannender Punkt natürlich, aber trotz der Brisanz der Frage doch nur ein Detail, das im Schatten der wirklich entscheidenden Frage dieses Tages stand: Hat der Unternehmer Stefan T. seine Entführung aus seiner Villa in Storkow nur spektakulär inszeniert? War also die angebliche Leidenstour auf einer Luftmatratze, auf der er 2012 gefesselt von einem Kajak über den Storkower See geschleppt wurde, nur ein Fake? Diese Frage beherrschte am Donnerstag den Sitzungssaal 007 des Landgerichts Frankfurt/Oder.

Den ganzen Bericht lesen Sie in der FREITAGSAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Links saß der Angeklagte Mario K., auf dem Zeugenstuhl eine Kriminologin, die verkündete, „dass ich erhebliche Zweifel an der Darstellung der Entführung und der Flucht habe“. Ihre Gründe hat sie auf 20 Seiten aufgelistet, unter dem Titel „Fallanalyse“. Das klingt beeindruckend.

Doch nach vier Stunden hatten Staatsanwalt und Nebenkläger den Bericht in seine Einzelteile zerlegt, ein Nebenkläger die Sachverständige in die Rolle einer Grundschülerin gerückt, die vom Lehrer abgefragt wird („Wann wird bei einer Straftat Geld verlangt?“ – „Bei einer Entführung.“ – „Richtig.“), und der Richter hatte ihr mal Zurückhaltung empfohlen.

Das lag natürlich an den Begründungen der Sachverständigen für ihre Thesen. Diese Belege hatten eine ganz spezielle Güteklasse. Die Kriminologin, nach eigener Aussage Expertin für Kommunikationsanalyse, hatte Vernehmungsprotokolle des entführten Millionärs, eine DVD mit der Aufzeichnung seiner Vernehmung sowie Briefe von ihm aus der Gefangenschaft ausgewertet.

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