Brandenburg: Kälteste Nacht in Brandenburg und Berlin
Minus 24 Grad in Klein Bademeusel / Hoch „Claus“ hat auch die Hauptstadt im eisigen Griff
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Potsdam/Berlin - Klirrender Frost hat im Land Brandenburg für die kälteste Nacht seit neun Jahren gesorgt. In der Lausitz und entlang der Oder wurden am Montagmorgen minus 20 bis 22 Grad Celsius gemessen, wie der private Wetterdienst MC Wetter mitteilte. Kältester Ort war den Angaben zufolge Klein Bademeusel unweit des Autobahn-Grenzübergangs Forst mit minus 24,1 Grad. Etwas „milder“ war es mit minus 15 Grad in der Prignitz. Die Kälte führte nach Polizeiangaben kaum zu nennenswerten Zwischenfällen. In der besonders betroffenen Osthälfte Brandenburgs wurden bis zum frühen Nachmittag 49 Verkehrsunfälle mit vier Verletzten registriert. Nur drei der Unfälle seien witterungsbedingt gewesen. In Frankfurt (Oder) musste eine Straßenbahnlinie wegen eines Feuerwehreinsatzes unterbrochen werden. Die Feuerwehrleute pumpten nach einem frostbedingten Rohrbruch einen Keller aus.
Die Helfer des ADAC mussten in ganz Brandenburg bis zum Mittag über 820 Mal ausrücken, wie ein Sprecher sagte. An „normalen“ Tagen gebe es binnen 24 Stunden nur um die 400 Einsätze. In den meisten Fällen hatten die Batterien schlappgemacht. Unterdessen ist die Oder schon auf weit über 100 Kilometer Länge zugefroren. Die Eisdecke erstreckte sich am Montag von Stettin (Szczecin) im Norden bis südlich der Grenzbrücke von Küstrin-Kietz, wie das Landesumweltamt mitteilte. Bis zur Wochenmitte werde der Eisstand den Prognosen zufolge Frankfurt erreichen. Hochwassergefahr bestehe aber nicht, das Wasser fließe noch ab. Ähnliche Temperaturen wie jetzt waren zuletzt 1997 gemessen worden, sagte ein Meteorologe von MC Wetter.
Die klirrende Kälte lässt auch Berlin erschauern. Hoch „Claus“ bescherte der Hauptstadt mit bis zu minus 20 Grad Celsius die kälteste Nacht in diesem Jahr. Nach Polizeiangaben wurden kaum witterungsbedingte Unfälle registriert. Die Hauptstraßen waren insgesamt gut befahrbar, da es keine neuen Niederschläge gegeben hatte, wie der Sprecher der Berliner Stadtreinigung (BSR), Bernd Müller, sagte. Auf den Nebenstraßen bestehe jedoch nach wie vor Glättegefahr. Nach Angaben der Meteorologen soll es ab Mittwoch wieder deutlich wärmer werden. Die Quecksilbersäule steige dann auf minus fünf Grad, sagte Jörg Riemann vom privaten Wetterdienst MC Wetter. Doch die Kälte „verharre vor den Toren Berlins“ und könne zurückkommen.
Während bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) alles planmäßig fuhr, kam es bei der S-Bahn zu durchschnittlich zehn Minuten Verspätung, wie ein Sprecher sagte. Die BVG öffnet seit Jahren im Winter die U-Bahnhöfe Schillingstraße, Hansaplatz und Südstern für Obdachlose. Insgesamt gibt es für die schätzungsweise 2000 bis 4000 in Berlin auf der Straße lebenden Menschen ausreichend Angebote, wie die Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung, Roswitha Steinbrenner, sagte. Wichtig sei, dass hilflosen und alkoholisierten Personen in die Wärme geholfen werde.
Der Kältebus sei derzeit verstärkt im Einsatz, um Obdachlose in Notunterkünfte zu bringen, sagte die Sprecherin der Berliner Stadtmission, Ortrud Wohlwend. In der Notunterkunft im Zentrum Lehrter Straße seien in der vergangenen Nacht nicht mehr Menschen als sonst erschienen. In Berlin gebe es ein gut funktionierendes Hilfesystem kirchlicher, staatlicher und privater Institutionen. Zudem verteilen Polizisten am Bahnhof Zoo ehrenamtlich einmal pro Woche Winterkleidung an Bedürftige. Organisiert werden die Aktionen von der Berliner Polizeihauptkommissarin Marion Beyer, die vor knapp zehn Jahren den Verein „Polizisten für Obdachlose“ ins Leben rief. Regelmäßig sind seitdem 16 Mitglieder im Einsatz, um unter Kollegen überzählige Kleidungsstücke zu sammeln und die Spenden in ihrer Freizeit am Bahnhof zu verteilen.
Im Berliner Zoo behagte die eisige Kälte vor allem den Menschenaffen nicht. Die Verwandten des Menschen liebten es wohlig warm und blieben deshalb im 23 Grad Celsius warmen Affenhaus, wie Zoosprecher Rudolf Reinhard sagte. Ebenfalls nur eine kurze Stippvisite im Freien wird den Nashörnern bei klirrender Kälte zugestanden, da ihnen leicht Ohren und Schwänze abfrieren. So richtig genossen werden die Minusgrade von Rentieren und nordischen Rindern.
Beim Versuch, seinen Hund aus dem Landwehrkanal zu retten, hat ein Berliner gestern eine schwere Unterkühlung erlitten. Der Hund starb kurz nach dem Bad. ddp/PNN
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