Brandenburg: Kampf den Schnorrern
In Berliner Polit-Szene ist man der ungebetenen Gäste leid, die sich durchfuttern. Ein Sammel-Steckbrief soll die Nassauer von schicken Empfängen fern halten
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In Berliner Polit-Szene ist man der ungebetenen Gäste leid, die sich durchfuttern. Ein Sammel-Steckbrief soll die Nassauer von schicken Empfängen fern halten Berlin - Hubert K. hat es wieder mal geschafft. Mit seinem selbst gebastelten Presseausweis, die verschmierte Brille auf die Nasenspitze geschoben und die alte Praktika um den Hals gehängt, schiebt er sich am Türsteher vorbei. Dass kein Film in dem alten Gehäuse ist, nimmt niemand wahr. Wozu auch – K. ist nicht wegen der langweiligen Reden auf dem Wirtschaftsempfang. Sein Ziel an diesem Abend: Das Buffet. Noch bevor Hubert K. aber die garnierten Lachshäppchen erreicht, wird er von einem dunkel gekleideten Wachmann gepackt, der ihm einen Steckbrief unter die Nase hält. „Sind Sie das?“ fragt der Wachmann mit der Miene eines Sheriffs. K. findet keine Ausrede sondern sich selbst im nächstenAugenblick auf der Straße wieder. Zugegeben: Die Situation ist frei erfunden. Den Steckbrief allerdings gibt es wirklich. Ungefähr zwei Dutzend „ungebetene Gäste“ sind darin aufgeführt. Mit Namen, Beschreibung, teilweise mit Foto und der Information, als was sie sich ausgeben. „Gebückte Haltung, Brille und immer eine schmuddlige Lederjacke an“, ist zum Beispiel zu lesen. „Stellt sich als Redakteur von Phönix vor“, heißt es weiter unten. Daneben ein Foto von einem Mann mit dicken Backen und frechem Grinsen. Das Rundschreiben ist über das Internet an alle möglichen Berliner Institutionen, Landesvertretungen, Regierungsämter, Wirtschaftsverbände und Dienststellen verschickt worden. Damit sich Schnorrer nicht mehr auf Kosten der Veranstalter durchfressen können. „Die Penetranz der dieser Leute nimmt immer mehr zu“, sagt ein Mitarbeiter der thüringischen Landesvertretung, der nicht namentlich erwähnt werden möchte. Rund 50 Mitesser seien in Berlin unterwegs, ziehen von Empfang zu Empfang und machen sich über die Buffets und Tabletts her. Hähnchenschenkel kauend und Sekt schlürfend geben sie sich dann als Uni-Professoren oder Journalisten aus. Zu allem Ärger der Gastgeber rühmen sich die Heuschrecken noch mit ihrer Schnorrer-Mentalität: Mal heute wieder umsonst den Bauch voll geschlagen. „Und sie organisieren sich“, mutmaßt ein Mitarbeiter der Mecklenburg-vorpommerschen Landesvertretung: „Sie informieren sich gegenseitig via Handy über die Reichhaltigkeit des Buffets oder die Strenge der Türsteher.“ In der Pressestelle des Berliner Senats ist zwar die Aktion bekannt. „Die Liste ist aber für uns kein Kriterium“, betont der Sprecher Hans-Friedrich Müller. Sensibel genug scheint das Thema zu sein. Den Verfasser des Steckbriefes konnte Müller vorgeblich nicht benennen. Protokollchef Christian Stocks, oberster Organisator, wenn es um Veranstaltungen des Berliner Senats geht, hatte gar nichts zu dem Thema zu sagen.
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