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Von Thorsten Metzner: „Kaufmännische Vorsicht“

Unterhaltsamer Auftritt: Anwalt Ingolf Böx kaufte die Krampnitz-Kaserne angeblich doch für die dänische Thylander-Gruppe

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Potsdam - Die Krampnitz-Affäre wird immer mysteriöser. Der Hannoveraner Anwalt Ingolf Böx, dessen Firmen TG Potsdam die 112-Hektar-Kaserne im Norden Potsdams im Jahr 2007 gekauft hatten, versuchte als mit Spannung erwarteter Zeuge im Untersuchungsausschuss einen Befreiungsschlag. Und prompt tauchen neue Widersprüche und Ungereimtheiten zur Rolle der Brandenburgischen Boden Gesellschaft (BBG) auf, die den Verkauf im Namen des Landes damals einfädelte und abwickelte. Für Böx ging alles sauber und mit rechten Dingen zu.

Der 67-jährige Advokat, der bislang auch den PNN jede Auskunft zu den Hintergründen des Geschäftes verweigert hatte, präsentierte im Ausschuss – bestens gelaunt, seiner Sache sicher, ab und zu einen Scherz einstreuend – folgende Version: Er spielte den Ball nach Dänemark zurück. Danach will Böx den Kauf der Immobilie mit Mandat der dänischen Thylander-Gruppe abgegeben haben. Es habe einen von  Lars Thylander unterzeichneten Vertrag gegeben, in dem die spätere Übernahme der TG-Potsdam-Firmen vereinbart war. Der Vertrag mit Thylander sei am 31. Mai 2007 „endverhandelt und unterzeichnet worden“: Darin sei eindeutig festgelegt gewesen, dass „Thylander als Holding–Struktur übernimmt und finanziell konsolidiert“. Die Höhe des Angebotes, das er bei der BBG einreichte, sei mit Thylander abgestimmt gewesen. Es waren 5,1 Millionen Euro. Auch der Name der TG Potsdam, der Limited-Firmen, sei abgestimmt gewesen. „Das wollte Thylander machen, er war hier, ist mit dem Hubschrauber rumgeflogen“, sagte Böx. „Wir hatten mit Thylander einen unterschriebenen Vertrag und ein Vertrauensverhältnis.“ Allerdings sei Thylander später ausgestiegen, und zwar „Ende März 2008.“ Dieser Zeitpunkt war bislang offen. Er habe darüber nie das Finanzministerium informiert, mit dem er sowieso nichts zu tun hatte. „Ich kenne auch einen Herrn Speer nicht.“ Man habe sich danach auf die Suche nach anderen Investoren gemacht, das habe man damals „der BBG kommuniziert“, auch den  Ausstieg von Thylander. Der Fakt ist brisant, weil der Landtag – und nach eigenen Angaben auch der damalige Finanzminister Rainer Speer (SPD) – immer von Thylander als Käufer ausgingen. Danach habe man die Berliner Maroun-Gruppe als neuen Mitinvestor gewonnen, der es jedoch nicht gelungen sei, die Finanzierung sicherzustellen. In der Folge seien im Zusammenwirken mit der BBG die Verträge angepasst worden. Sein Geschäftspartner Rolf Haverkamp, der auch die 1,3-Millionen Anzahlung bezahlt hatte, habe jedoch neue Investoren gewonnen. Allerdings fällt, dem Untersuchungsausschuss nach dem Böx-Auftritt folgende Merkwürdigkeit auf, auf die SPD-Obmann Mike Bischoff hinwies: Am 31.Mai 2007 endete die förmliche Frist des Vergabeverfahrens, für das die BBG acht mögliche Interessenten gezielt angeschrieben hatte. Böx bestätigte im Ausschuss, dass er das Angebot – nach Abstimmung mit Thylander – am 31.5. 2007 per Boten um 23.45 Uhr bei der BBG in Wünsdorf abgeben ließ. „Ich gebe immer erst in der letzten Minute ab, kaufmännische Vorsicht.“ Nach den Vergabe-Unterlagen aus der BBG – gegen Verantwortliche der Firma ermittelt wegen der Krampnitz-Affäre bereits die Staatsanwaltschaft – hatte die BBG aber die eingegangenen fünf Angebote bereits am 31.5.2010 geöffnet. Böx hatte dafür „keine Erklärung.“ Erst am gleichen Tag hatte er nach eigenen Angaben den Vertrag mit Thylander abgeschlossen. Aufschlussreich waren auch andere Aussagen von Böx. Danach war der Architekt, der für die TG Potsdam in Krampnitz tätig war, der verstorbene Moritz Kock. Vor Böx wurden zwei Bedienstete der Liegenschaftsabteilung des Finanzministeriums gehört. Nach deren Aussagen hatte die BBG weite Vollmachten.  

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