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Brandenburg: Kein Aufschwung am Bau

Mittelständische Firmen hoffen auf Aufträge am Großflughafen und beklagen zunehmende Schwarzarbeit

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Potsdam - Trotz der in vielen Branchen boomenden Konjunktur klagen zahlreiche mittelständische Baufirmen in der Mark weiter über einen Mangel an Aufträgen. „Der wirtschaftliche Aufschwung ist hier längst noch nicht angekommen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau Berlin-Brandenburg, Burkhard Wenkel, gestern in Potsdam. „Nach einer langanhaltenden Krise ist jetzt lediglich die Talsohle erreicht.“

Der Arbeitgeberverband vertritt rund 900 mittelständische Unternehmen mit bis zu 160 Beschäftigten in der Region. In Brandenburg gibt es laut Wenkel gegenwärtig rund 20 000 Beschäftigte in der Baubranche. 1995 waren es dagegen noch 60 000 (Berlin: 10 000/1995: 50 000). Neueinstellungen gebe es wegen der gebremsten Auftragslage kaum. Auch für 2008 rechnet Wenkel nicht mit gravierenden Verbesserungen. „Der Wohnungsbau liegt wegen der Abschaffung der Eigenheimprämie danieder und auch der Straßenbau geht weiter zurück“, umriss Wenkel die schwierige Situation.

Erschwerend komme die weiter wachsende Schwarzarbeit hinzu. Inzwischen entfalle in Brandenburg etwa ein Drittel des gesamten Bauvolumens auf die Schattenwirtschaft, in Berlin sei es gar die Hälfte. Viele Betriebe befürchten deshalb den Ruin. Um die Schwarzarbeit einzudämmen setzt die Fachgemeinschaft bereits seit dreieinhalb Jahren sogenannte Baustellenläufer ein. „Inzwischen halten diese in Berlin, Potsdam und Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) nach potenziellen Schwarzarbeitern Ausschau“, so Wenkel. Bei Verdacht wird der Zoll benachrichtigt und kann sofort eingreifen. „Wir haben dem Zoll bisher insgesamt über 500 Baustellen mit Verdacht auf Schwarzarbeit gemeldet“, erklärte Wenkel. „Die Trefferquote bei der anschließenden Razzia lag bei knapp 100 Prozent.“ Da die Baustellenläufer Angriffe Betroffener fürchten, arbeiten sie inkognito. Sie fotografieren verdächtige Baustellen aus sicherer Entfernung. Nach dem Willen der Fachgemeinschaft sollen auch in Cottbus und Frankfurt (Oder) künftig Baustellenläufer zum Einsatz kommen. „Doch die dortigen Arbeitsagenturen verweigern bisher die finanzielle Förderung des Projekts. Begründung: Die Aufdeckung von Schwarzarbeit sei allein Sache des Zolls.“ Zusätzliche Aufträge für den Mittelstand erwartet Wenkel jetzt vom Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI). „Durch die Neuausschreibung des BBI-Terminals mit sieben Losen sind dafür die Chancen enorm gestiegen“, sagte er. „Der Airport könnte damit zum ersten Großprojekt werden, das vom Mittelstand umgesetzt wird.“ Bei der ersten Ausschreibung für das Abfertigungsgebäude des Flughafens waren Angebote von Großfirmen eingegangen, die deutlich über den eingeplanten 680 Millionen Euro lagen. „Die eingeleitete Neuausschreibung ist ein Paradigmenwechsel“, versicherte Wenkel. Noch vor Monaten habe die Flughafengesellschaft ein einziges großes Los für die beste Lösung gehalten. Da dabei aber nur sehr wenige Unternehmen mitbieten könnten und es deshalb kaum Wettbewerb gebe, führe das zu erhöhten Preisen. Jetzt liege jedes Los unter 100 Millionen Euro. Damit könnten sich mittelständische Unternehmen der Region beteiligen und den Zuschlag erhalten. „Das verspricht viele zusätzliche Arbeitsplätze“, versicherte Wenkel.

Klaus-Dieter Eule

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