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Brandenburg: Kein Kindergeburtstag

Noch bis morgen Nacht steigt bei Luckau das Fuck The Commerce-Festival, eins der größten deutschen Open Airs für Death Metal

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Noch bis morgen Nacht steigt bei Luckau das Fuck The Commerce-Festival, eins der größten deutschen Open Airs für Death Metal Luckau - Purgatory gleich „Fegefeuer“, Entombed wie „verschüttet“, Blood Red Throne wie „blutroter Thron“ - die Übersetzungen der drei Bandnamen klingen martialisch, ihre Musik brachial und voller Aggression. Gretha Breuer aus Leipzig und Thomas Fritzsch aus Berlin sind auch wegen ihnen beim achten „Fuck The Commerce“-Festival auf der „Mehrzweckanlage“ bei Luckau nahe Cottbus. „Ich bin zum sechsten Mal auf dem Fuck“, sagt Thomas. Er arbeitet als Mikroelektroniker, seine Freundin studiert Journalistik. An diesem Donnerstag Mittag trinken sie gerade ihr erstes Bier des Tages. Seit Mittwoch spielen beim Fuck „The Commerce“ 40 Death Metal-Bands aus aller Welt. Das Open Air ist damit eines der größten Festivals für extreme Musik in Deutschland. Die Veranstalter um Falko Rausch-Dammann vom sächsischen Plattenlabel „Bruchstein Records“ schätzen, dass etwa 3500 Fans da sind und vor der Bühne Bands abfeiern. Gretha und Thomas haben in der Nacht zuvor zum Beispiel die amerikanischen Death Metaller von „Incantation“ gesehen.. „Es klang recht groovig und war wie der Rest laut“, so Thomas. Genauso wichtig war aber auch da schon das Bier, dass er mit seiner Freundin getrunken hat. „Wir sind hier nicht auf einem Kindergeburtstag“, sagt Gretha lachend. Mit acht Freunden und vier Zelten sind die zwei Metal-Fans gekommen. Einer „aus der Reisegruppe“ ist wohl wegen zu viel Alkohol schon in der ersten Nacht vor seinem Zelt umgefallen und musste hinein getragen werden. „Inzwischen schmeckt ihm das Bier wieder“, sagt Thomas und schmunzelt. Unterdessen fängt auf der Bühne die erste Band des Donnerstags an. „Veneral Disease“ aus Hessen sind für diesen Augenblick gut 600 Kilometer weit gefahren. Wie die meisten anderen Bands auf dem Fuck The Commerce brauchen sie für ihren Death Metal-Sound nur Gitarre, Bass, Schlagzeug und ein Mikro, um das tiefe Gegrunze von Frontmann Timo Leichtfried laut aus den Boxen schallen zu lassen. Nach 45 Minuten ist der Auftritt gegen 13.30 Uhr vorbei, „ein netter Tagesbeginn“, findet Thomas Fritzsch. Ein paar Dutzend Meter weiter hinter der Bühne steht ein weißer Hauscontainer, das Hauptquartier von Organisator Rausch-Dammann. Er ist seit 2000 bei dem Open Air dabei. „Wir wollen den Fans jedes Jahr ein günstiges Festival und den Bands die Möglichkeit zum Auftritt schaffen“, sagt Rausch-Dammann. Letztes Jahr fand das Open Air zum ersten Mal in Brandenburg statt, mit dem Vermieter des früheren Geländes im sächsischen Neiden bei Torgau gab es Streit. Noch bis morgen Abend dauert das Festival. Als letzte Band treten dann „Dissection“ aus Schweden auf, deren zwei bisherigen Platten in der Metalszene seit 1997 Klassikerstatus besitzen. Dann wurde Gründer Jon Nödtveidt wegen Beihilfe zu Mord unter Drogeneinfluss verurteilt und vergangenes Jahr wieder aus der Haft entlassen. Nun trinkt er keinen Alkohol mehr, spielt er weiter seinen „antikosmischen Metal des Todes“. Die Reunion-Tour 2004 der Band verlief triumphal, ausverkaufte Clubs allenthalben. Thomas und Gretha interessieren sich für „Dissection“ nur wenig, beide haben sie schon gesehen. Sie sind wegen anderen Bands angereist, doch vor allem wegen der Stimmung: „Das Fuck ist immer die perfekte Einstimmung auf die restlichen Sommer-Festivals und man kann hier auch “mal knutschen.“

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