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POSITION: Kein Politikum

Wenn die Politik der CDU dadurch besser wird, streiche ich den Adler persönlich rot an Von Sascha Krämer

Stand:

Gelobt sei Brandenburg, ein Land ohne Probleme. Die Wirtschaft boomt, die Regionen entwickeln sich gleichwertig und die Menschen können die überall gut ausgebaute Infrastruktur nutzen, um die blühenden Landschaften zu bestaunen. Da bleibt viel Zeit für Oppositionspolitiker aus der dritten Reihe, sich mit ernsthaften Problemen Brandenburgs zu beschäftigen. Nicht nur, dass keine Parlamentarier bei der Schlüsselübergabe ihres Hauses dabei waren – nein, Kern der Auseinandersetzung ist die eine Farbe. Die Schwarzen wollen mehr Rot. Sie wollen uns unseren Stolz wiedergeben, sie wollen, dass der Adler im Plenarsaal des brandenburgischen Landtags rot statt weiß wird. Natürlich finde ich es gut, dass auch Wichmann will, dass Brandenburg rot bleibt ...

Nun kann man sich über Kunst streiten – man sollte diese aber nicht zum Politikum machen. Statt sich der dringenden Probleme anzunehmen, wie zum Beispiel das Land mit seiner unterschiedlichen Entwicklung in den Regionen zukunftsfähig zu gestalten. Statt endlich die Rolle der Opposition auszufüllen und der Regierung auf die Finger zu schauen. Statt sich um die Sorgen und Nöte der Bevölkerung zu kümmern. Statt den Verfassungsauftrag der gleichwertigen Entwicklung umzusetzen, kümmert sich Herr Wichmann lieber um den verfassungsgemäßen Zustand des Adlers im Plenarsaal. Ist die Farbe des Adlers – welcher ja auch weiterhin rot bleibt, nur eben nicht im künstlerisch gestalteten Plenarsaal – entscheidend für die Identität des Landes, entscheidend für die Qualität der hiesigen Politik? Wohl kaum. Und wenn die Politik der CDU dadurch besser wird, dann streiche ich den Adler eigenhändig rot an.

Der Autor ist Vorsitzender des Kreisverbands der Linken in Potsdam. Ihm werden Ambitionen auf eine Landtagskandidatur 2014 nachgesagt.

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