
© dapd/Paul Zinken
Brandenburg: Keine Eile, keine Betriebsamkeit
Der Zeitplan ist knapp, doch im Flughafenterminal wird geruhsam gearbeitet. Immerhin, die Entrauchungsanlage dröhnt
Stand:
Es ist einer der Momente, in denen Joachim Korkhaus verwundert wirkt. Ja, er scheint ehrlich überrascht, welche Fragen man ihm stellt. Korkhaus ist der Bauleiter des künftigen Flughafens in Schönefeld und führt an diesem Montag zwei dutzend brandenburgische CDU-Politiker, begleitet von Journalisten und Fotografen, durchs Fluggastterminal. Sie dürfen – das ist eine kleine Premiere – einen Blick hinein werfen, wie es dort tatsächlich aussieht. Und so kommt es, dass Korkhaus, Bereichsleiter Bau und Planung der Flughafengesellschaft, mit Schweißperlen auf der Stirn irgendwann im „Sektor E 14“, im Untergeschoss unter der Haupthalle steht, im Hintergrund eine Turbine der Entrauchungsanlage, und eine eindrucksvolle Zahl verkündet: „Zur Zeit arbeiten 4000 Leute auf der Baustelle – 1000 im Terminal!“ Nur was machen eigentlich 3000 Arbeiter draußen, wenn doch eigentlich das Problem drinnen lag, wie es immer hieß, wo der Flughafen seit 3. Juni voll im Betrieb sein sollte? Korkhaus spricht von „Erdarbeiten“, von „Nacharbeiten“, von Parkhäusern, die noch nicht abgenommen sind.
So wird der Rundgang zu einer Offenbarung, und zwar einer mit surrealen Zügen. Man ahnt plötzlich, warum der neue Bauchef Horst Amann sich nicht auf den 17. März 2013 als Eröffnungstermin festlegen wollte, als er vor dem Rundgang kurz zum Fototermin kam: „Der Zeitplan ist extrem knapp und absolut ambitioniert“. Und zwar gar nicht deshalb, weil die Baustelle eben teilweise immer noch aussieht wie eine Baustelle. Gar nicht einmal, weil da etwa hunderte Deckenklappen geöffnet herunterhängen. Die Rede ist von „Nachverkabelungen“. Auch die Arbeiten der Maler sind längst nicht abgeschlossen. Und hektisch wirkt hier sowieso nichts. Es sind kaum Arbeiter zu sehen, und noch weniger Arbeiter, die etwas tun. Ja, das Frappierendste ist, wie geruhsam es auf dieser Baustelle zugeht, was an südliche Länder erinnert, wo jegliche Betriebsamkeit, jeder Drive, fehlt. Keiner, der zügig unterwegs ist, der es eilig hat. Es wird geschlendert. Manche Arbeiter machen auf den nagelneuen Lederbänken eine Siesta.
Tausend Arbeiter im Terminal? Sie müssen gut versteckt sein. Es werde „auch in den Zwischendecken“ gearbeitet, sagt Korkhaus. Die Zweifel kann er nicht zestreuen. Und er erzählt ja selbst, dass mit der Verschiebung der Inbetriebnahme „der Druck herausgenommen wurde.“ Bis dahin, also bis zum 8. Mai, habe man im Akkord gearbeitet – sieben Tage die Woche, im drei Schichtsystem. Und seitdem? Die Antwort: Fünf Werktage, täglich acht oder neun Stunden.
Einiges immerhin ist fertig. In der Terminalhalle blinken die Anzeigetafeln. Und die Entrauchungsanlage, bei deren Erprobung nach seinen Angaben rund 50 der 900 Klappen nicht funktionierten, einige Metallkanäle wegen Überdrucks implodierten, dröhnt in der Haupthalle zumindest wirklich los. Aber sie sei, bestätigt Korkhaus, immer noch auf dem „kritischen Pfad“. Vor allem aber ist unklar, ob man es noch hinbekommt, dass sie im Brandfall – mit Notstromanlage betrieben – innerhalb von 15 Sekunden auf volle Leistung kommt. Das ist aber die Forderung der Bauaufsicht. Beim internen Gespräch der CDU mit den Flughafenchefs Rainer Schwarz und Horst Amman am Morgen wurde das Problem angesprochen, wie Brandenburgs CDU-Vizefraktionschef Dieter Dombrwoski bestätigt. „Uns wurde gesagt: Wenn die Anlage umgeplant werden muss, dann ist der Termin nicht zu halten.“Seite 1
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: