Brandenburg: Kind allein am Wasser: Haft für Vater
Berlin - Stundenlang spielte ein dreijähriges Kind ganz allein im Strandbad Berlin-Weißensee. Sein Vater hatte es dort abgesetzt.
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Berlin - Stundenlang spielte ein dreijähriges Kind ganz allein im Strandbad Berlin-Weißensee. Sein Vater hatte es dort abgesetzt. Er hatte an jenem Tag vor knapp zwei Jahren keine Lust, mit dem Mädchen zu spielen. Sein Ziel war eine Sauna in einem Fitness-Center. Vier Stunden vergingen, bis er sich wieder um seine Tochter kümmerte. Der Fall beschäftigte gestern das Amtsgericht Tiergarten und endete mit einer unerwartet harten Strafe: Der 41-jährige Frank S. wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Geständig und reuig zeigte sich der arbeitslose Elektriker im Prozess. Er habe seine Tochter zum Strandbad gebracht, weil die Kinderbetreuung im Fitnesscenter geschlossen hatte. „Es war ein einmaliges Fehlverhalten, es tut mir leid“, beteuerte er. Eine Gefahr habe er aber nicht gesehen. „Ich habe meine Tochter in einem eingezäunten Spielbereich zurückgelassen.“ Ein Rettungsschwimmer sei in der Nähe gewesen. Den Vorwurf der Anklage, das Kind hätte sich jederzeit ins Wasser begeben und dort ertrinken können, sehe er deshalb „relativ“.
Sechs Monate Haft auf Bewährung verlangte der Staatsanwalt, auf Freispruch plädierte der Verteidiger. Als die Richterin die Haftstrafe wegen Verletzung der Fürsorgepflicht verkündete, zuckte der mehrfach vorbestrafte Frank S. leicht zusammen. Der Vater habe völlig verantwortungslos gehandelt, sagte die Richterin. „Das Kind hätte ertrinken können.“ Es sei dem Zufall zu verdanken, dass dem Mädchen nichts passierte. Eine Strafe mit Bewährung komme wegen der Vorstrafen nicht in Betracht. K.G.
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