
© Nestor Bachmann/dpa
Prozess um verbrannte dänische Mädchen: Kinder könnten in den Flammen erwacht sein
Für den Dänen Peter-Thue R. wird es im Doppelmordprozess um den Feuertod seiner Töchter eng. Gutachter widerlegten am Dienstag zentrale Aussagen des Vaters. Besonders erschütternd aber ist: Die Mädchen könnten bei vollem Bewusstsein gestorben sein.
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Potsdam - Die letzten Momente ihres Lebens haben die beiden in einem Auto bei Nauen verbrannten Mädchen möglicherweise bei vollem Bewusstsein erlebt. Eindeutig zu klären sei das aber nicht mehr, weil die Leichen stark verkohlt gewesen seien, sagte eine Rechtsmedizinerin am Dienstag als Zeugin in dem Mordprozess gegen den Vater der Mädchen am Landgericht Potsdam. Angeklagt ist der aus Dänemark stammende Mann wegen zweifachen Mordes. Im Prozessverlauf hatte Peter-Thue R. die Tötung bereits zugegeben. Die Anklage wirft ihm vor, seiner Ex-Frau das Sorgerecht und die Kinder nicht gegönnt zu haben.
Auf einer Urlaubsreise in Deutschland im August 2011 war er mit seinem Wagen in ein Waldstück an der A24 bei Börnicke (Havelland) gefahren, hatte darin Benzin ausgeschüttet und das Auto in Brand gesteckt. Seine beiden Kinder, die er zuvor mit Schlafmitteln betäubt hatte, verbrannten angeschnallt auf dem Rücksitz bei lebendigem Leib.
Weitere Experten und Kriminaltechniker haben am Dienstag zudem zentrale Aussagen des Angeklagten widerlegt, er habe sich spontan mit den Kindern umbringen wollen. Laut den Experten bestätigen die Spuren etwa an der Kleidung, aber auch Erkenntnisse eines Feuerexperiments mit einem Wagen gleichen Typs keineswegs, dass der Vater den Wagen in Brand gesetzt hat, um gemeinsam mit seinen Kindern zu sterben, aber aus Panik aus dem Wagen gesprungen sei, sich wegen brennender Kleidung auf dem Boden gewälzt hätte und sich danach mit einem Messer töten wollte. Ein Brandgutachter stellte fest, dass der 41-Jährige nicht länger als zwei Sekunden im brennenden Fahrzeug-Innenraum gewesen sein kann. Wegen der Spurenlage und nach Aussagen dänischer Polizeibeamter geht die Staatsanwaltschaft jetzt davon aus, dass Tat lange geplant war. Auch der Anwalt Matthias Schöneburg, der die Mutter der getöteten Kinder in dem Prozess als Nebenklägerin vertritt, sieht durch die Aussagen der Sachverständigen starke Widersprüche zu den Angaben des Angeklagten.
Die Rechtsmedizinerin sagte, fest stehe, dass den beiden neun und zehn Jahre alten Mädchen ein Schlafmittel verabreicht worden sei, das für Kinder nicht zugelassen sei. Der im Blut ermittelte Wert könne aber aufgrund der starken Hitzeeinwirkung im brennenden Auto von der tatsächlichen Dosis abweichen, ergänzte sie.Als Folge der Tabletteneinnahme könne von einem „sehr festen Schlaf“ ausgegangen werden. Zudem hätten die Mädchen Benzindampf inhaliert, was eine narkotische Wirkung erzeuge. Dennoch sei es durch die enorme Hitze möglich, dass ein starker Schmerzreiz die Kinder erwachen ließ.
Der nächste Prozesstag ist für den 3. Mai angesetzt. Dann soll den Angaben der Verteidigung zufolge auch die Ex-Frau des Angeklagten und Mutter der getöteten Kinder gehört werden. Ihre Anhörung im März musste verschoben werden, weil der Angeklagte an diesem Tag versucht hatte, sich umzubringen.
Die Staatsanwaltschaft geht von Mord aus niedrigen Beweggründen aus. Ein Urteil wird im Mai erwartet. (PNN/dapd)
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