Brandenburg: Kinderschutz: Warten auf die Notrufnummer
Kritik an schleppender Einrichtung des Netzwerkes
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Berlin - In Berlin mehren sich Stimmen, die dem Senat eine zaghafte und inkonsequente Umsetzung des geplanten Netzwerks für Kinderschutz vorwerfen. „Berlin braucht viel zu lange, andere Bundesländer sind weiter“, kritisiert Elfi Jantzen, Sozial-Expertin von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus. In Brandenburg beispielsweise gibt es das „Netzwerk Gesunde Kinder“ in der Niederlausitz, im Havelland und im Barnim ist es im Aufbau.
Zudem nützten die besten Konzepte nichts, wenn nicht gleichzeitig die überforderten Jugendämter sowie Kinder- und Jugendgesundheitsdienste personell besser ausgestattet würden. Ebenso sei ein Versäumnis, dass das bereits vor einem Jahr angekündigte Berliner Kinderschutztelefon immer noch nicht eingerichtet wurde.
Wie berichtet, hatte der Senat ein „Netzwerk Kinderschutz“ angekündigt, nachdem zahlreiche Fälle von Vernachlässigung bekannt geworden waren. Es tagten zwei Arbeitsgruppen in der Jugend- und der Sozialverwaltung – heraus kam ein 100-Seiten-Papier. Der Senat nahm den Bericht jetzt zur Kenntnis; am 30. November ging er dem Rat der Bürgermeister zu, dort beraten nun die Fachausschüsse.
„Leider haben sich nicht die Praktiker aus den beteiligten Behörden und Institutionen in einer Gründungskonferenz für bessere Absprachen an einen Tisch gesetzt“, sagt Elfi Witten, Pressesprecherin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Sie hatte für die Liga der Wohlfahrtsverbände bessere Kooperationen etwa von Ärzten, Jugendämtern und Schulen nach Hamburger Vorbild gefordert. Berlin falle jedoch dahinter zurück.
„Die sozialen Probleme verschärfen sich immer mehr, aber die staatliche Fürsorge wird immer weniger“, sagt Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD). Problematische Elternhäuser müssten, wie es früher der Fall gewesen sei, viel häufiger von Fachleuten aus den Jugend- und Sozialämtern aufgesucht werden, so seine Forderung.
Abhilfe schaffen soll demnächst eine neue – bereits vor einem Jahr angekündigte – Beratungs- und Notruftelefon zum Kinderschutz. Es soll 365 Tage 24 Stunden lang besetzt und beim Kinder-Notdienst in Kreuzberg angesiedelt sein. Nach Auskunft von Jugendamtsleiter Thomas Harkenthal sei die Nummer bisher nicht geschaltet, weil dafür müssten vier Stellen für „hoch professionell arbeitende“ Sozialarbeiter geschaffen werden und es müsste eine knapp 100 000 Euro teure Computer- und Telefonanlage gekauft werden. Doch das müsste der Senat erst noch beschließen. Annette Kögel
Annette Kögel
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