Brandenburg: Kolumbianer eine Nacht in Polizeihaft
Berlin - Sie kamen, um den deutschen Rechtsstaat kennenzulernen. Doch für zwei der sechs kolumbianischen Politiker, die auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung derzeit Berlin besuchen, wurde es eine Erfahrung der besonderen Art: Als sie am Dienstagabend im Saturn-Markt des Europa-Centers bezahlen wollten, witterte die Verkäuferin Betrug.
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Berlin - Sie kamen, um den deutschen Rechtsstaat kennenzulernen. Doch für zwei der sechs kolumbianischen Politiker, die auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung derzeit Berlin besuchen, wurde es eine Erfahrung der besonderen Art: Als sie am Dienstagabend im Saturn-Markt des Europa-Centers bezahlen wollten, witterte die Verkäuferin Betrug. „Ihr Lesegerät zeigte an, dass der 500 Euro-Schein falsch war“, sagte ein Polizeisprecher. Was dann geschah, kam den Kolumbianern wie ein Alptraum vor. „Der Sicherheitsdienst sperrte sie in eine Kammer“, erzählt Carsten Wieland. Er leitet die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kolumbien und betreut die Delegation hier: „Man nahm ihnen ohne Erklärung die Handys ab, so dass sie mich nicht anrufen konnten. Sie mussten sich nackt ausziehen und wurden nach ihren Aussagen sogar gefilmt.“ Die Polizei bestätigt den Vorfall: „Wir wurden gegen 22 Uhr von Saturn gerufen, und da die beiden Verdächtigen noch mehr 500 Euro-Scheine bei sich hatten, wurden sie durchsucht und in Handschellen auf die Wache gebracht. Nachdem sich herausstellte, dass die Geldscheine echt waren, ließ man sie wieder frei.“ Das war allerdings, so Delegationsleiter Carsten Wieland, nach Mitternacht. Die schockierten Kolumbianer hätten gar nicht gewusst, wo sie sich befanden.
Ein Unternehmenssprecher von Saturn bedauerte den Vorfall „aus tiefstem Herzen“. Die Polizei sieht kein Fehlverhalten: „Ausländer ohne festen Wohnsitz in Berlin, die 500 Euro–Scheine bei sich haben, da schrillen eben die Alarmglocken“, sagt ein Sprecher. Auch im deutschen Rechtsstaat. Die beiden Politiker, von denen einer der Assistent des kolumbianischen Justiz- und Innenministers ist, waren vor allem verwundert, welche Befugnisse ein privater Sicherheitsdienst in Deutschland hat. Erst gestern erfuhren sie, dass die Durchsuchung nicht von den Sicherheitsleuten vorgenommen wurden, sondern von Polizisten in Zivil. Sandra Dassler
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