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Brandenburg: Konkurrenz ist diesmal sehr groß

PDS streitet um Plätze in der nächsten Landtagsfraktion

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PDS streitet um Plätze in der nächsten Landtagsfraktion Von Michael Mara Potsdam. In Brandenburgs PDS ist die Unruhe groß. Der Grund: Niemand weiß genau, wie die so genannte „Kernmannschaft“ von Landeschef Ralf Christoffers für die Landtagswahl aussieht. Für sie sollen die ersten zwölf Plätze der Landesliste reserviert werden. Dabei ist die Konkurrenz bei der PDS diesmal so groß ist wie noch nie: Denn von 21 Abgeordneten wollen 20 wieder für den Landtag kandidieren. Andererseits will Christoffers einen Teil der Fraktion auswechseln und mit Blick auf eine rot-rote Koalition deren Qualität verbessern. Da die PDS mit Zugewinnen bei der Landtagswahl nach den Umfragen jedoch nicht rechnen kann, muss wegen der Neuen jeder zweite Abgeordnete um seinen Wiedereinzug in den Landtag bangen. Das schafft böses Blut, zumal Teile der Fraktion ein zwiespältiges Verhältnis zu Christoffers haben. Dem Parteichef wird denn auch intern vorgeworfen, ihm genehme Leute in die Fraktion holen, „Missliebige“ dafür „ausbooten“ zu wollen. Ein weiterer Vorwurf: Selbst die Spitzenkandidatin Dagmar Enkelmann beziehe er nicht ausreichend ein. Nicht ausgeschlossen wird deshalb, dass es kommenden Sonnabend, wenn der Landesvorstand die „Kernmannschaft“ absegnen soll, „Krach“ geben könnte. Die selbstbewusste Enkelmann habe ihre eigenen Vorstellungen und werde sich nicht zu einer „Schaufenster-Spitzenkandidatin“ degradieren lassen, so ein Genosse. Glaubt man dem PDS-Buschfunk, gehören der ominösen Kernmannschaft neben Enkelmann, Fraktionschef Lothar Bisky, Geschäftsführer Heinz Vietze und Christoffers selbst mehrere „Neuzugänge“ an: Darunter der Ex-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gehrke und der Fraktionschef im Potsdamer Stadtparlament Hans-Jürgen Scharfenberg. Gegen Gehrke gibt es intern Widerstand, da er bereits angekündigt hat, 2006 wieder für den Bundestag zu kandidieren. Manche Sozialisten sprechen deshalb verächtlich von einer „Versorgungslösung“. Scharfenberg ist dagegen unumstritten: Nachdem er beinahe Oberbürgermeister geworden wäre, traut die PDS ihm zu, einen der beiden Potsdamer Wahlkreise direkt zu gewinnen – gegen Regierungschef Matthias Platzeck (SPD). Verärgert ist auch der Nachwuchs: Auf einer eigenen Konferenz hatten die nach vorn drängenden jungen Genossen mit dem Segen der anwesenden Führungsspitze eine „Jugendliste“ mit drei Personal-Vorschlägen für die Landesliste beschlossen. Doch soll sich kein einziger davon in Christoffers Kernmannschaft befinden. Pikant: Als ihren Favoriten hatte die Parteijugend den Studenten Pierre Jürgens nominiert, der als „kritischer Geist“ gilt und den „Schmusekurs“ von Christoffers gegenüber dem inzwischen gescheiterten Chipfabrik-Projekt in Frankfurt/Oder kritisiert hatte. Er solle ausgebootet werden, befürchten junge PDSler. Auch zwei kompetente Abgeordnete sollen angeblich nicht zur „Kernmannschaft“ gehören: Der kluge Wissenschaftspolitiker Andreas Trunschke, der wiederholt die ausbleibende Erneuerung und die Defizite der PDS angemahnt hatte. Und die frühere Parteichefin und Verkehrsexpertin Anita Tack, die Christoffers des öfteren kritisiert hatte. Wahlkampfleiter und Strippenzieher Vietze versucht zwar zu beruhigen: Es gebe keine endgültige „Kernmannschaft“. Doch hinter den Kulissen formiert sich bereits Widerstand, rüsten sich Genossen für Kampfkandidaturen. Spätestens, wenn die Delegierten am 28. März die endgültige Liste beschließen, werde es „Korrekturen an Christoffers Kernmannschaft“ geben, prophezeit ein Genosse. „Wir sind doch nicht Schönbohms CDU“.

Michael Mara

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