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Brandenburg: „Köpfe nur berührt“

Lehrerin bestreitet, Kinder geschlagen zu haben Dennoch muss sie Eichwalder Schule nun verlassen

Von Sandra Dassler

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Eichwalde - Eine Lehrerin, die Erstklässler mit Kopfnüssen gezüchtigt haben soll, wird nicht mehr an der Humboldt-Grundschule Eichwalde unterrichten. Das teilte gestern der Sprecher des Bildungsministeriums, Stephan Breiding, mit. Eine Untersuchung des Schulamtes habe zwar ergeben, dass die Lehrerin die Kinder „nicht geschlagen, sondern lediglich mit der flachen Hand am Kopf berührt“ habe, allerdings sei das Verhältnis zwischen ihr und den meisten Schülern auch noch aus anderen Gründen sehr schlecht.

Die Entscheidung des Schulamtes, das die Vorgänge untersucht hatte, fiel endgültig nach einer Elternversammlung am Mittwoch. Dabei hatten viele Eltern berichtet, dass ihre Kinder Angst hätten, in die Schule zu gehen. „Die Erstklässler sind wohl regelmäßig angebrüllt worden, die Lehrerin soll extrem schnell gereizt reagiert haben“, sagte Ministeriumssprecher Breiding. Die Kollegin werde an der anderen Schule keine Klasse mehr leiten. Wichtig sei, dass die Kinder wieder unbelastet zur Schule gehen, sagte Breiding: „Es ist klar, dass auch die Schulleitung Fehler gemacht hat. Sie hat Hinweise der Eltern negiert und nicht adäquat reagiert.“

Nachdem die Eltern das Schulamt informiert und Strafanzeigen gegen die Lehrerin gestellt hatten, durfte diese zunächst weiter unterrichten. Daraufhin meldeten mehrere Eltern ihre Kinder krank. Angeblich seien diese von der Lehrerin und der Schulleitung dahingehend beeinflusst worden, dass „doch alles ganz anders war“. Nachdem der Tagesspiegel über die Vorwürfe geschrieben hatte, meldeten sich viele Betroffene im Internet zu Wort. Die Lehrerin und die Schulleiterin wollten sich zu den Vorgängen nicht äußern.

Die Elternsprecherin der Eichwalder Schule, Barbara Winter, begrüßte, dass die Lehrerin die Klasse verlässt. Jetzt könne man nach vorne schauen und die Kinder könnten angstfrei lernen. Sie wies den Vorwurf der Schulleitung zurück, dass die Eltern die Ereignisse öffentlich gemacht hätten, um der Schule zu schaden. „Im Gegenteil: Die Eltern haben verantwortungsbewusst gehandelt, sich beraten und nach meinen Informationen erst, als keine Reaktion der Schulleitung erfolgte, das Schulamt eingeschaltet und Strafanzeigen gestellt.“

Zu den Anzeigen ermittelt die Justiz wegen des Verdachts auf Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung. „Solche Vorfälle sind sehr selten“, sagte gestern der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Wilfried Lehmann. Die Gründerin des Vereins „Lernen ohne Angst“, Angelika Bachmann, weist hingegen darauf hin, dass es „eine große Dunkelziffer gibt“: „Leider schweigen Eltern oft aus Angst, dass ihre Kinder Repressalien ausgesetzt werden.“

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