zum Hauptinhalt

Von Alexander Fröhlich: Krampnitz-Deal: Geschäfte am Rande

Wollten zwei Speer-Vertraute und Protagonisten des Geschäfts von der Entwicklung profitieren?

Stand:

Potsdam - Mit der Immobilienaffäre um die Krampnitz-Kasernen im Potsdamer Norden, die nun auch einen Untersuchungsausschuss des Landtags beschäftigt, sind zwei enge Vertraute von Ex-Innenminister Rainer Speer (SPD) nach PNN-Recherchen offenbar tiefer verstrickt als bislang bekannt: Frank Marczinek, dem der unter Speer privatisierte Landesflächen-Vermarkter Brandenburgische Boden Gesellschaft (BBG) gehört, und der Unternehmer Thilo Steinbach. Beide sitzen mit Speer im Vorstand des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03, mit beiden ist Speer befreundet. Beide hatten den skandalbehafteten Verkauf des 112 Hektar großen Kasernengeländes wesentlich miteingefädelt – und beide haben offenbar versucht, direkt nebenan von der Entwicklung und Ersteigerung der Kasernen zu profitieren. Denn noch bis Ende September waren sie an einem Zehn-Hektar-Grundstück der Stadt Potsdam interessiert, das westlich an Kasernen-Areal angegrenzt. Erst, nachdem der dubiose Kasernen-Deal durch Recherchen des „Stern“ und der PNN aufflog, zogen sich Marczinek und Steinbach wieder zurück.

Die Kasernen hatte das Land, wie der Landesrechnungshof nun in einem Sonderbericht bestätigte, im Jahr 2007 unter dem damaligen Finanzminister Speer über die BBG viel zu billig und zu für das Land ungünstigen Bedingungen an einen dubiosen Investor, den Hannoveraner Anwalt Ingolf Böx, verkauft.

Als im Dezember 2009 die Bank des klammen Käufers den Rücktritt vom Vertrag erklärte, informierte Marczineks BBG das Finanzministerium nicht darüber, sondern besserte die Verträge mit dem Investor laut Landesrechnungshof sogar „zuungunsten“ des Landes nach. Zeitgleich gründete Marczinek über eine Tochterfirma mit Steinbach, der beim Kasernen-Deal als Berater der Investoren auftrat, die Krampnitz Entwicklungsgesellschaft GmbH. Sie waren die einzigen, die bei der städtischen EGF Entwicklungsgesellschaft Fahrland für die ausgeschriebene Fläche am Westrand der Kaserne ein Angebot einreichten.

Dieses Angebot zogen sie dann Anfang September zurück, ihre Firma wurde am Ende des Monats aus dem Handelsregister gelöscht. Zu jener Zeit, als fast täglich neue Details zur Affäre um den Kasernen-Verkauf und auch um die umstrittene Privatisierung der BBG bekannt wurden. Recherchen des Magazins „Stern“ und der PNN seit Ende August hatten die Landtagsopposition maßgeblich dazu veranlasst, einen Untersuchungsausschuss einzuberufen.

Marczinek betonte gegenüber den PNN, die Krampnitz Projektentwicklung GmbH habe nichts mit dem eigentlichen Kasernengelände und auch nichts mit dem Krampnitz-Deal zu tun. Es gibt aber Pläne der Stadt Potsdam für das gesamte Gebiet. Steinbach hatte die Käufer des Kaserne auch beraten und auch den Kontakt ins Rathaus der Stadt hergestellt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })