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Brandenburg: Kreuzberger Jugendkicker attackiert Rechtsextreme sollen Totschläger benutzt haben

Lindow - Jugendfußballer des Berliner Klubs Türkiyemspor sind in Nordbrandenburg von rechtsextremistischen Jugendlichen angegriffen worden. „Einem Spieler wurde mit einem Baseballschläger fast der Oberschenkelhalsknochen durchgebrochen“, sagte der Jugendkoordinator des Vereins, Adnan Akbaba, dieser Zeitung.

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Lindow - Jugendfußballer des Berliner Klubs Türkiyemspor sind in Nordbrandenburg von rechtsextremistischen Jugendlichen angegriffen worden. „Einem Spieler wurde mit einem Baseballschläger fast der Oberschenkelhalsknochen durchgebrochen“, sagte der Jugendkoordinator des Vereins, Adnan Akbaba, dieser Zeitung. Bei der Polizei war von leichten Verletzungen wie Hämatomen die Rede, die im Neuruppiner Klinikum behandelt werden mussten. Laut Polizei wurde auch ein Jugendlicher aus Lindow verletzt. Die Spieler des Vereins im Alter von 15 bis 16 Jahren sind seit Sonnabend in Lindow (Ostprignitz-Ruppin), wo sie ein Trainingslager in der Landessportschule abhielten.

Wie es von der Polizei hieß, sind zwölf Fußballer des Kreuzberger Vereins – Deutsche, Türken und einer aus Ghana - am Dienstagabend vor einem Supermarkt von etwa 15 Jugendlichen mit Sprüchen wie „Scheiß-Ausländer“ und „Dönerfresse“ angepöbelt und angegriffen worden. Allerdings sagte Polizeisprecherin Manja Stolz, „dass von beiden Gruppen Schlagwerkzeuge mitgeführt und eingesetzt wurden“. Türkiyemspor-Sprecherin Susam Dündar-Isik erklärte, die Spieler hätte zum Schutz Stöcke dabei gehabt, diese aber nicht eingesetzt. Die Angreifer hingegen hätten auch Totschläger benutzt. „Unsere Spieler wollten in den Supermarkt flüchten, wurden vom Personal aber nicht hineingelassen.“

Der verletzte Spieler, ein 15-Jähriger, sagte den PNN: „Wir sind weggelaufen, dabei bin ich hingefallen. Dann haben die mit einem Baseballschläger auf mein Bein gehauen. Mein Freund hat mich gerettet, bevor der ein zweites Mal zuschlägt. Jetzt kann ich drei, vier Monate nicht spielen.“ Vereinssprecherin Dündar-Isik meinte, sie habe sich nicht vorstellen können, „dass unsere Spieler so etwas 50 Kilometer von Berlin entfernt erleben“. Warum die Spieler nach dem Angriff ihrem Trainer nichts erzählten, ist unklar. Eine Zeugin rief die Polizei.

Bereits am Montagabend war es vor dem Supermarkt zu Übergriffen gekommen. Sieben Spieler wurden von Rechtsradikalen mit Sprüchen belegt – darunter laut Türkiyemspor Beleidigungen gegen Frauen mit Kopftuch und die Drohung, sie würden die Köpfe der Spieler „in die Gaskammer“ stecken. Auch der Hitlergruß wurde gezeigt. Das Trainingslager brach der Verein ab, ein Bus brachte die Spieler am Abend auf Wunsch der Eltern zurück nach Berlin. „Wer kann uns zusichern, dass wir nicht noch mal angegriffen werden?“, sagte Jugendkoordinator Akbaba. Bislang sei er mit der Sportschule hochzufrieden gewesen. Der Geschäftsführer des Landessportbundes Brandenburg, Andreas Gerlach, sagte: „Das ist der erste Fall dieser Art seit zehn Jahren Sportschule.“

Bürgermeister Wolfgang Schwericke (SPD) nannte den Vorfall „tragisch“. Er warnte davor, den Angriff zu „dramatisieren“. Seit Jahren seien ausländische Sportler zu Gast, „da gab es solche Vorfälle nicht“. Probleme mit Neonazis unter den 3200 Einwohnern bestünden nicht.

Alexander Fröhlich

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